Erstmals wurde das Klinikum Ernst von Bergmann im Januar dieses Jahres als Zentrum für minimal-invasive Schlaganfalltherapie zertifiziert. Das Zertifikat bescheinigt dem Klinikum eine moderne kathetergestützte Schlaganfallbehandlung auf höchstem Qualitätsniveau. Ausgestellt wurde es gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) und der Deutschen Gesellschaft für interventionelle Radiologie (DEGIR).
„Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet – meist weil ein Blutgerinnsel ein Gefäß verstopft. Innerhalb kürzester Zeit werden die Hirnzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und sterben ab. Bei rechtzeitigem Handeln ist der Therapieerfolg am größten.“, weiß Prof. Dr. med. Martin Südmeyer, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Klinische Neuropsychologie.
In solch einem Fall können die Kolleginnen und Kollegen der Neuroradiologie eine Thrombektomie durchführen. Dazu wird von der Leiste aus ein Katheter mit Drahtgeflecht – Stentretriever– bis in das verschlossene Hirngefäß geführt. Mithilfe eines Kontrastmittels können die Gefäße in der Angiographie, eine spezielle Röntgentechnik, sichtbar gemacht werden. Durch Zurückziehen des Stentretrievers wird das Gerinnsel schließlich entfernt und der Blutfluss wieder freigegeben.
„Für die Schlaganfall-Patient*innen ist eine rasche Versorgung enorm wichtig. Je eher ein Gerinnsel entfernt werden kann, umso besser ist die Prognose. Deshalb ist die mechanische Thrombektomie im Klinikum Ernst von Bergmann zu jeder Tag- und Nachtzeit verfügbar.“, erklärt Dr. med. Simon Fuchs, Departmentleiter Neuroradiologie der diagnostischen und interventionellen Radiologie.
Hinter dieser Technik steckt neben viel Fingerspitzengefühl vor allem spezialisiertes Fachpersonal der Neuroradiologie und Radiologie. Zudem ist die aktive und enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen und Kollegen der Radiologie, der Neurologie und der Neurochirurgie von großer Bedeutung.
Die für die Zertifizierung erforderliche Mindestanzahl von 50 akuten Schlaganfall-Thrombektomien wurde im Jahr 2022 mit 100 Eingriffen deutlich übertroffen; ein bisheriger Höchstwert für das Klinikum.
„Das Zertifikat und die stetig steigenden Fallzahlen unterstreichen die erfolgreiche interdisziplinäre Arbeit zwischen der Radiologie und Neurologie. Zudem motiviert es uns, die Rolle des Klinikum Ernst von Bergmann als überregionales Schlaganfallzentrum weiter auszubauen.“, sagt Prof. Dr. med. Lukas Beyer, Chefarzt der diagnostischen und interventionellen Radiologie.