Das Klinikum Ernst von Bergmann hat sich dem Netzwerk „Patient Blood Management“ angeschlossen und wurde von diesem mit dem Silber-Status ausgezeichnet. Damit ist das Klinikum EvB das erste Krankenhaus aus dem Land Brandenburg sowie Großraum Berlin im Netzwerk und schließt die Lücke im Nord-Osten Deutschlands. Mit diesem Beitritt setzt das Klinikum ein Zeichen für einen nachhaltigen und bewussten Umgang mit Blutprodukten – einem sehr kostbaren und knappen Gut.
Das Blutgruppenbarometer des DRK-Blutspendediensts Nord-Ost zeigt einen bedrohlich niedrigen Bestand an vorrätigen Blutkonserven an – und das bei fünf von acht Blutgruppen. Gründe hierfür liegen in der eher geringen Spenderbereitschaft der jungen Bevölkerung und der Corona-Pandemie. Denn potentielle Spender müssen nach einer Infektion mit dem SARS-Cov2 Virus mindestens vier Wochen genesen sein, um Blut spenden zu dürfen. Ein bewusster und nachhaltiger Umgang mit Blutkonserven wird daher immer wichtiger.
Jährlich werden fast 6.500 Blutkonserven alleine im Klinikum Ernst von Bergmann verbraucht. Die jederzeitige Verfügbarkeit von Blutkonserven ist aus Gründen der Patientensicherheit und Behandlungsqualität unverzichtbar. Um aktiv einen Beitrag zu leisten, wird im KEvB ein ressourcensparender und bewusster Umgang mit Bluttransfusionen täglich gelebt. Unterstützt wird dieses Engagement nun durch die Aufnahme des Klinikums ins sowie der aktiven Beteiligung im Netzwerk „Patient Blood Management“.
Initiiert wurde die Zusammenarbeit maßgeblich durch Priv.-Doz. Dr. med. Timo Seyfried, Departmentleiter Anästhesie und OP, der sich im Rahmen seiner Tätigkeit als „Transfusionsbeauftragter“ der Klinik für Anästhesie und OP täglich mit diesem wichtigen Thema beschäftigt. 2014 wurde das deutsche „Patient Blood Management“-Netzwerk gegründet, welches sich für einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit der wertvollen Ressource Blut einsetzt.
Das Netzwerk bewertet ihrer Mitgliedshäuser zudem mit einem Silber- und Gold-Status. Der Silber-Status gibt an, dass in einer Klinik bereits mehr als 50 % der möglichen Umsetzungsmöglichkeiten zur Fremdbluteinsparung erfolgreich umsetzt sind und im Klinikalltag angewandt werden.
Doch wie sieht solch ein nachhaltiger Umgang mit Blutprodukten im Klinikalltag aus?
„Das Ziel des „Patient Blood Management“ – kurz PBM – ist es, Blutverluste bei Patient*innen während des gesamten Krankenhausaufenthalts bestmöglich zu reduzieren und bereits präoperativ bestehende Anämien (Blutarmut) zu behandeln. Das Konzept des PBM baut im Wesentlichen auf drei Säulen auf: der präoperativen Optimierung des Erythrozytenvolumens, der Reduktion des intraoperativen Blutverlustes und der patientenindividuellen Transfusionsindikation.“
Priv.-Doz. Dr. med. Timo Seyfried, Departmentleiter Anästhesie und OP, Transfusionsbeauftragter
Ein konkretes Beispiel während einer Operation ist der Einsatz der Maschinellen Autotransfusion (MAT). Dieses Verfahren steht im Klinikum Ernst von Bergmann bei jedem operativen Eingriff sowie bei Notoperationen zur Verfügung. Bei diesem nachhaltigen Verfahren wird während eines Eingriffes das Blut der Patienten aufgefangen, gewaschen und retransfundiert. Dadurch lässt sich der Bedarf an Fremdblutkonserven signifikant reduzieren und große Blutverluste verringern. Haben Patient*innen komplexe Antikörper, seltene Blutgruppen oder lehnen sie aus religiösen Gründen Fremdblutspenden ab, ist die MAT oft die einzige Möglichkeit, um komplexe Operationen durchführen zu können. Ein weiteres Beispiel ist die Anwendung von bettseitiger Gerinnungsdiagnostik („Point of Care“), wodurch Störungen der Blutgerinnung bereits im OP-Saal erkannt und behandelt werden. Dies ist ebenfalls seit kurzem am EvB möglich.
„Durch die Maßnahmen des „Patient Blood Management“ bleibt das Blut dort, wo es benötigt wird: im Körper der Patient*innen. Dank eines nachhaltigen Umgangs mit Fremdblut können sich unsere Patienten besser aus eigener Kraft erholen und genesen“, fasst Priv.-Doz. Dr. Seyfried die Vorzüge eines bewussten Umgangs mit der Ressource Blut zusammen.