Lymphbahnschonende Lipödemchirurgie

Die Liposuktion hat sich während der letzten Jahre als Therapieoption beim Lipödem etabliert. Priv.-Doz. Dr. med. Mojtaba Ghods gilt als Pionier der Liposuktion zur Behandlung des Lipödems in der Gesellschaft der Plastisch, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgen (DGPRÄC). Er war Vorreiter und ist maßgeblich an der Weiterentwicklung der Methode beteiligt. Er betreut aktuell mehrere wissenschaftliche Studien zum Thema Liposuktion bei Lipödem und referiert regelmäßig auf nationalen und internationalen Kongressen und anderen medizinischen Veranstaltungen.

Was bedeutet Lipödem?

Beim Lipödem handelt es sich um eine atypische, symmetrische Fettgewebsverteilungsstörung, die hauptsächlich die Extremitäten betrifft und fast ausschließlich bei Frauen auftritt. Besonders Phasen der hormonellen Veränderung, wie der Pubertät, der Schwangerschaft oder der Menopause, können Auslöser der Erkrankung sein. Auch eine Gewichtszunahme und eine genetische Disposition werden diskutiert.

Typisch für das Lipödem sind Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Berührungsschmerz und eine Neigung zu Hämatomen. Man erklärt sich Beschwerden durch eine zunehmende Schwellung der Extremitäten, bedingt durch Flüssigkeitseinlagerungen aus dem Gefäßsystem.

Bei Versuchen, Gewicht abzunehmen, kommt es zur weiteren Volumenreduktion am meist wohlproportionierten Körperstamm, nicht jedoch an den Armen und Beinen.

Es werden drei Stadien unterschieden:

  • Stadium 1: glatte Haut, feinknotiges Gewebe
  • Stadium 2: unebene Haut, grobknotiges Gewebe
  • Stadium 3: deformierte Haut, groblappiges Gewebe

Das Lipödem wird aktuell zunächst konservativ mit Kompressionsbestrumpfung und manueller Lymphdrainage behandelt. Vor großer Bedeutung ist ebenso die psychologische Unterstützung der Patientinnen. Erzielt man mit diesen Maßnahmen keine Besserung, kann eine stationäre komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) mit einem spezifischen Ernährungs- und Bewegungsplänen erfolgen. Bei der konservativen Therapie ist allerdings zu beachten, dass es sich lediglich um eine symptomatische Behandlung handelt.

Kommt es trotz konservativer Therapie (für mindestens sechs Monaten) zu keiner Linderung der Schmerzen und Beschwerden, stellt die Liposuktion eine geeignete Behandlungsmaßnahme dar.

Durch die Liposuktion wird die Beseitigung oder zumindest die drastische Verminderung des krankhaft vermehrten, überschüssigen Körperfettes an den betroffenen Körperstellen angestrebt. Durch die Volumenreduktion sinkt der Druck in den Extremitäten und die Beschwerden der Patientinnen werden deutlich gebessert und der Lymphabfluss ebenfalls deutlich entlastet.

Für beste Ergebnisse sollte für mindestens zwei Wochen vor der Operation auf Alkohol und Nikotin verzichtet werden. Medikamente, die die Blutgerinnung beeinflussen, müssen (wenn möglich) abgesetzt oder umgestellt werden. Entzündungen der Haut können vor der Operation abgeheilt sein. Bei bekannten, operationspflichtigen Krampfadern sollten diese vor der Liposuktion saniert werden.

Weitere wichtige Punkte sind:

  • unterstützende Substitution Eisen/B6/B12 – rezeptfrei in der Apotheke
  • intensivierte Lymphdrainage sechs Wochen präoperativ zur maximalen Ödemreduktion, nach Möglichkeit die letzten sieben Tage vor OP täglich
  • sechs Wochen präoperativ konsequentes Tragen der Kompressionswäsche mit Fußeinschluss
  • forcierte Diätversuche vermeiden, Gewicht halten
  • Anruf am Vortag der OP bezüglich Zeitplanung
  • Regelung Arbeitsunfähigkeit über Krankschreibung Hausarzt oder Urlaub für mind. 14 Tage

Der Eingriff wird aufgrund der großen Absaugmengen in der Regel stationär unter Vollnarkose durchgeführt. Dabei muss mit einem Klinikaufenthalt von zwei bis vier Tagen gerechnet werden. Die Operationsdauer beträgt etwa zwei Stunden.

In der Regel werden zunächst die Ober- und Unterschenkel der Beinvorderseiten abgesaugt. In einer zweiten Operation folgen die Beinrückseiten. In weiteren Eingriffen können die Liposuktion der Arme und ggf. Korrekturen an den Beinen durchgeführt werden.

Die medizinisch indizierte Fettabsaugung beim Lipödem unterscheidet sich grundlegend von einer Fettabsaugung aus rein ästhetischen Gründen. Bei der Lipödem-Liposuktion muss so viel krankhaftes Fettgewebe wie möglich entfernt werden, um die Beschwerden zu verbessern und sekundäre Veränderungen zu vermeiden. Für das bestmögliche Ergebnis wird die gesamte Extremität vom oberen Sprunggelenk bis zur Hüfte bzw. von der Handgelenk-Beugefalte bis zum Schultergelenk abgesaugt.

Zwei Methoden haben sich bis heute bei der operativen Behandlung bewährt:

  1. vibrationsassistierte Liposuktion (PAL)
  2. wasserstrahlassistierte Liposuktion (WAL)

Bei beiden Methoden wird nach präoperativer Anzeichnung im Stehen zunächst das abzusaugende Unterhautfettgewebe mit einer Kochsalzmischung unterspritzt, welche die Ablösung des zwischen - den Bindegewebsstrukturen befindliche, locker liegende - Fettgewebes bedingt. Durch die sogenannte Tumeszenz-Liposuktion werden die umliegenden Gewebeschichten sowie von Nerven, Lymphbahnen und Gefäßen weitgehend geschont.

Die flachgestrickten Kompressionsstrümpfe müssen für die ersten sechs Wochen tagsüber und nachts, insgesamt mind. 23 Stunden täglich getragen werden, dann nach Bedarf. Die Schwellungen und Blutergüsse klingen innerhalb dieser Zeit ab.

Weitere wichtige Punkte sind:

  • frühestmögliche Mobilisierung, abhängig vom Kreislauf, direkt am OP-Tag
  • Duschen mit klarem Wasser ab sofort, keine Seife
  • ab Fadenzug Hautpflege und Narbenpflege; oftmals werden jedoch resorbierbare (selbstäuflösende) Fäden verwendet
  • medikamentöse Thromboseprophylaxe bis zur ausreichenden Eigenmobilisation
  • nach Möglichkeit tägliche Lymphdrainage über die ersten sieben Tage, anschließend regulärer Rhythmus (zwei bis drei Mal pro Woche)
  • zwei Stunden vor der Lymphdrainage empfehlen wir am Anfang eine Schmerztablette zu nehmen
  • topische Externa zur Schwellungs-/Hämatomreduktion (Arnika-Salbe, Heparin-Salbe etc.)
  • Anpassung der Kalorienzufuhr an das reduzierte Körpergewicht
  • Beginn leichter Sport (z.B. Schwimmen, Fahrrad fahren) ab Fadenzug, Kontaktsportarten und Sauna in der Regel ab der vierten Woche
  • Abstand zum Folgeeingriff mindestens drei Monate
  • neue flachgestrickte Kompressionsmieder erst nach letzter Liposuktion oder nach individuellem Bedarf

Die meisten Lipödem-Patientinnen können sich auf zwei bis vier operative Eingriffe einstellen. Zwischen den Eingriffen sollten mindestens drei Monate Regenerationszeit liegen. Je nach Befund werden bei jeder Absaugung im Durchschnitt zwischen vier bis zehn Liter abgesaugt. Das maximale Fettvolumen, das pro Sitzung entfernt werden kann, beträgt acht bis zehn Prozent des Körpergewichts in Litern. Korrekturoperationen oder Straffungen können im Verlauf notwendig werden. Wir beraten Sie gerne.

Alle Kosten und die Anzahl an Operationen werden mit Ihnen in einem unverbindlichen Beratungstermin mit Priv.- Doz. Dr. med. M. Ghods besprochen. Beachten Sie dabei bitte, dass wir keinen generellen Aussagen über OP-Kosten an dieser Stelle geben können, da die Kosten u. a. von Ihrem Gesundheitszustand, der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus sowie weiteren individuellen Faktoren abhängig ist.