Erkrankungen der Leber und Gallenwege

Leberzysten sind flüssigkeitsgefüllte Raumforderungen in bzw. auf der Leber. Sie sind gutartig und meistens angeboren. Es gibt auch parasitär bedingte Leberzysten (Echinokokkose). Diese sehen anders aus als die „normalen“ Zysten.

Symptome

Meist symptomlos. Große Zysten können Schmerzen verursachen oder ein Völlegefühl hervorrufen.

Diagnostik

  • Ultraschall
  • CT

Therapie

Das Dach der Zyste wird minimal invasiv durch drei kleine Schnitte entfernt. Die Flüssigkeit wird abgesaugt. Der Hohlraum wird mit körpereigenem Netz (= Omentum majus) aufgefüllt, so dass keine Flüssigkeit mehr nachlaufen kann.

Das Hämangiom (Blutschwamm) ist der häufigste gutartige Tumor der Leber. Er tritt überwiegend bei Frauen auf.

Symptome

Nur ganz selten verursachen die Hämangiome Beschwerden durch Einblutung oder Verdrängung (bei sehr großen Hämgiomen).

Diagnostik

  • Ultraschall
  • CT

Therapie

In den seltensten Fällen muss eine chirurgische Therapie erfolgen.

Die FNH ist durch eine gutartige Anhäufung von Leberzellen charakterisiert und tritt überwiegend bei Frauen zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf. Es besteht ein Einfluss von hormonellen Kontrazeptiva auf das Wachstum dieses Tumors.

Symptome

Beschwerden macht eine FNH extrem selten.

Diagnostik

  • Ultraschall
  • MRT

Therapie

Eine operative Therapie kommt nur bei nicht eindeutiger Diagnose oder Beschwerden in Betracht.

Das Leberzelladenom entsteht im Zusammenhang mit der Einnahme oraler Kontrazeptiva bzw. Steroide.

Symptome

Bis zu 60 Prozent der Patient*innen werden symptomatisch (durch Ruptur bzw. Einblutung des Tumors). Auch Übelkeit und Erbrechen gehören zur Symptomatik.

Diagnostik

  • Kontratsmittel Ultraschall
  • MRT
  • CT

Therapie

Das Leberzelladenom kann in etwa 10 Prozent der Fälle maligne entarten. Daher besteht immer die Indikation zur chirurgischen Therapie (Leberteilresektion).

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) steht bei den primären bösartigen Lebertumoren an erster Stelle. Es gehört weltweit zu den häufigsten bösartigen Tumoren. Größter Risikofaktor ist die Leberzirrhose auf der Basis von chronischen Hepatitisinfektionen bzw. äthyltoxischer Ursache.

Symptome

Die Symptome treten in der Regel spät auf und sind unspezifisch: Druckschmerz, Völlegefühl, Gewichtsverlust, Leistungsknick. Bei Vorliegen einer Leberzirrhose sind die Symptome der Lebererkrankung im Vordergrund.

Diagnostik

  • Ultraschall
  • CT
  • MRT
  • Labor: α1-Feto-Protein (AFP), Hepatitis-Serologie, Leberfunktion
     

Therapie

Leberresektion

Bei nicht zirrhotischer Leber stellt die Leberresektion das Verfahren der Wahl dar. Selbst bei großen Tumoren kann in dieser Situation eine ausgedehnte Leberresektion erfolgen, da die nicht vorgeschädigte Leber ein hohes Regenerationspotential aufweist. Liegt allerdings bereits eine Leberzirrhose vor, kann je nach Stadium der Zirrhose maximal ein Leberlappen entfernt werden. In der Regel kommen dann jedoch nur lokale Resektionen in Frage.

Lebertransplantation

Bei Patienten mit einem HCC in Leberzirrhose wird durch die Transplantation sowohl der Tumor als auch die zugrundeliegende Leberzirrhose als Risikofaktor für die HCC Entstehung behandelt. Das neue Organ kann von einem hirntoten Organspender oder einem nahestehenden Verwandten (Lebendspende) zur Transplantation gelangen. Kommt eine Transplantation nicht in Frage, können je nach Tumorgröße und Leberfunktion eine Resektion oder alternativ die Tumorablation bzw. Chemoembolisation durchgeführt werden.

Als akademisches Lehrkrankenhaus arbeiten wir bei der Indikationsstellung eng mit dem Transplantationszentrum der Charité zusammen.

Alternative Therapiemöglichkeit – lokale Tumorablation

Bei diesem Verfahren wird lokal durch Applikation von Wärme, Radioaktivität, Mikrowelle, Strom oder Chemotherapeutika ein Tumorzerfall hervorgerufen. Da die Ergebnisse denen der Transplantation oder auch der chirurgischen Resektion unterlegen sind, kommen diese Möglichkeiten nur bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose in Frage, bei denen keine Transplantation oder Resektion möglich ist. Allerdings darf die Tumorgröße möglichst nicht 4 bis 6 cm überschreiten

Lebermetastasen treten am häufigsten im Zusammenhang mit kolorektalen Karzinomen auf. Therapie der Wahl ist die chirurgische Resektion kombiniert mit einer Chemotherapie. Am Klinikum in Potsdam wird die Therapieplanung jedes einzelnen Patienten gemeinsam mit den Expert*innen von Gastroenterologie, Onkologie, Strahlentherapie, Radiologie und Pathologie festgelegt. Falls beide Leberlappen befallen sind, kann eine zweizeitige Resektion durchgeführt werden. Sollte das zu erwartende Restvolumen der Leber kritisch klein sein, kann einige Wochen vor dem geplanten Eingriff durch eine Embolisation der Pfortader eine Vergrößerung des zu erhaltenden Leberlappens herbeigeführt werden. Eine präoperative Chemoptherapie kann in manchen Fällen durch eine Verkleinerung des Tumorvolumens die Resektabilität erhöhen, gerade wenn die Metastase nah an lebenswichtigen Strukturen lokalisiert ist. Komplementär zur chirurgischen Resektion kommt in unserer Klinik auch die lokale Ablation des Tumors durch Hitzezuführung oder Einspritzen von Chemotherapeutika zur Anwendung.

Die Gallenwege befinden sich größtenteils in der Leber, sammeln die Gallenflüssigkeit und bündeln sich zum Hauptgallengang, welcher aus der Leber heraus die Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm abgibt.

Bösartige Tumore der Gallengänge können sich sowohl in der Leber als auch außerhalb im Hauptgallgengang entwickeln.

Eine Besonderheit stellt das Karzinom in der Aufzweigung des Hauptgallengangs kurz vor der Leber dar. Es wird als Klatskintumor (=zentrales Gallengangskarzinom) bezeichnet und wird gesondert erklärt.

Symptome

Verlegt der Tumor den Abfluss der Gallenflüssigkeit entwickelt sich eine Gelbsucht. Befindet sich der Tumor innerhalb der Leber bilden sich erst spät Anzeichen wie Oberbauchbeschwerden, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust. Eine Gelbsucht fehlt hier oft.

Diagnostik

Mit einem speziellen MRT der Leber können die Karzinome innerhalb der Leber sicher detektiert werden. Die Gallengänge werden mit einer endoskopischen Untersuchung und Kontrastmittelgabe (ERC) dargestellt. Vervollständigt wird die Diagnostik mit einer Computertomografie des Brust- und Bauchbereichs zum Ausschluss einer bereits stattgefundenen Metastasierung im Organismus.

Eine direkte Probeentnahme aus der Leber ist meist nicht erforderlich.

In unserer interdisziplinären Tumorkonferenz legen wir gemeinsam mit unseren Kollegen der Onkologie, Radiologie und Gastroenterologie die Therapieempfehlung fest.

Therapie

Ziel der Therapie ist die vollständige operative Entfernung der Tumore aus der Leber bzw. dem Hauptgallengang. Hierbei muss genügend Lebergewebe für eine ausreichende Funktion nach der Operation belassen werden. Wir führen hierzu alle Formen der Leberresektionen durch. Sollte eine operative Therapie zunächst nicht möglich sein, wird die zukünftig verbleibende Restleber durch einen interventionell radiologisch durchgeführten Verschluss der rechtsseitigen Pfortader zum Wachstum angeregt. Zusätzlich führen wir präoperativ eine Leberfunktionsmessung durch.

Befindet sich der Tumor im Hauptgallengang in Richtung des Zwölffingerdarms so wird dieser zusammen mit dem Zwölffingerdarm und dem Bauchspeicheldrüsenkopf entfernt (Operation nach Whipple, PPPD).