Potsdam, 22. Juli 2024

Prof. Dr. med. Martin Südmeyer, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Vorstandsvorsitzender der Thiemann-Stiftung (links) gemeinsam mit TV-Produzent und Fernsehmoderator Frank Elstner.

Konkrete Ansätze in der Therapie und Forschung standen im Mittelpunkt des diesjährigen Welt-Parkinson-Tages, welchen die Parkinson-Stiftung zusammen mit der Thiemann-Stiftung seit 2021 mit einem abwechslungsreichen Informationsangebot digital veranstaltet, um auf die Erkrankung und die Situation von Betroffenen aufmerksam zu machen. So ist es der Klinik für Neurologie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Martin Südmeyer wieder gelungen, diese Veranstaltung nach Potsdam in die Villa Bergmann zu holen.
International anerkannte Referenten sowie die Parkinson-Experten der Klinik für Neurologie von Prof. Dr. med. Südmeyer präsentierten kurzweilige Verträge zu verschiedenen Themen und beantworteten die Fragen der Teilnehmenden. Auch der bekannte TV-Produzent und Fernsehmoderator Frank Elstner ließ es sich nicht nehmen, als Botschafter und Mitglied des Beirates der Parkinson Stiftung persönlich nach Potsdam zu kommen. So hatten wir die Gelegenheit mit ihm über seine Erkrankung und die Erfahrungen damit zu sprechen.

Herr Elstner, welche Hoffnungen hinsichtlich neuer Parkinson-Therapien haben Sie ganz persönlich?

Frank Elstner: Ich höre immer wieder, dass man bei der Parkinson-Krankheit besonders gute Aussichten hat, wenn man sehr früh den Parkinson erkennt und wenn man die Maßnahmen, die Krankheit zu bekämpfen, ernst nimmt, sie regelmäßig und mit viel Disziplin durchführt. Bei mir selbst setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass aktiv Sport zu treiben, die halbe Miete dabei ist.

Sie haben Ihr ganzes Leben lang aktiv Sport getrieben, auch mit Ihrer Parkinson-Erkrankung. Welcher Sport war für Sie bisher der erfolgreichste Therapieansatz?

Frank Elstner: Das Wichtige, wenn Sie Sport treiben und Sie das gegen Parkinson tun möchten, ist, dass Sie sich nicht nur bewegen, sondern dass Sie dazu auch einen mentalen Einstieg bekommen. Die Kombination, das Hirn arbeiten zu lassen während man den Körper sportlich betätigt, die ist für mich die erfolgreichste.

Es gibt in der Zwischenzeit Maschinen, die genau dafür gebaut worden sind. Da stehen Sie auf Gummibändern damit Sie einen etwas unruhigen Boden zum Stehen haben und machen darauf dann Übungen wie Kniebeugen, Armstrecken, auf einem Bein stehen – also Gleichgewichtsübungen. Diese Übungen zeichnen sich bei mir ganz besonders dadurch aus, dass es mir danach einfach gut geht.

Es gibt auch ein Gerät, da muss man mit den Händen und Füßen kurbeln und gleichzeitig Rechenaufgaben lösen. Wenn Sie das mal eine halbe Stunde gemacht haben und Sie stehen dann auf und gehen durch einen Raum, dann haben Sie als Parkinson-Patient das Gefühl, Sie sind ein neuer Mensch.Die meisten Leute machen den Fehler, dass Sie gar nichts mehr bewegen. Im Fernsehsessel allein, wird man nicht gesund.

Als Betroffener, was würden Sie behandelnden Ärzten für den Umgang mit Parkinson-Patienten mitgeben?

Frank Elstner: Ich würde den behandelnden Ärzten immer sagen: Lügt die Patienten nicht an! Denkt trotzdem daran, welchen Grad der Sensibilität der Patient hat und drückt euch demgemäß rücksichtsvoll aus.

Und was raten Sie Angehörigen von Parkinson-Betroffenen? Wie können Angehörigen ihren Familienmitgliedern oder Freunden Mut machen oder Sorgen nehmen?

Frank Elstner: Das Wichtigste ist, dass die Angehörigen nicht von heute auf morgen das Leben verändern und vielleicht sagen: „Wir Leben mit einem Behinderten zusammen.“ Was für meine Begriffe wichtig ist, ist das die Familienmitglieder etwas über die Krankheit lernen und wissen. Man soll z.B. nichts irgendwo auf dem Boden liegen lassen. Wenn ich an unser Haus denke, mit den langen Wegen, da kann da natürlich mal ein Staubsauger im Weg liegen, ein Hundekörbchen oder ein Spielzeug-Feuerwehrauto. Das alles ist für einen Parkinson-Kranken natürlich gefährlich. Ein Sturz kann da schnell zu einem Bruch oder irgendeiner Einschränkung führen. Man leidet dann nicht unter Parkinson, sondern darunter, was er angestellt hat. Man sollte als Angehöriger also Rücksicht nehmen ohne aber denjenigen als Kranken vorzuführen.

Parkinson entwickelt sich verhältnismäßig langsam und wenn man das Seine dazu beiträgt, vor allen Dingen durch Sport, dann ist es auch kein Todesurteil sondern dann ist durchaus ein gutes Leben möglich.

Wenn ich zurückdenke, habe ich um 1990 erste Parkinson-Anzeichen gehabt. Das ist jetzt fast 35 Jahre her. Da habe ich im Schlaf schon Nachttischlampen umgeworfen, um mich geschlagen, war ein sogenannter Schlafwandler. Das gipfelte später in meiner Parkinson-Diagnose.

Ich führe in den letzten 20 Jahren ein völlig normales Leben. Ich arbeite viel, habe meine Filme gedreht – in diesem Jahr drehe ich den dreizehnten 90 Minuten Film. Der wird mit Sicherheit auch nicht schlechter werden als die davor! Aber, der Parkinson-Kranke hat es schwerer und sollte es nicht durch Familienmitglieder noch schwerer gemacht bekommen.

Wir bedanken uns für das Gespräch, wünschen Ihnen alles Gute! Hoffentlich treffen wir uns im kommenden Jahr wieder beim Welt-Parkinson-Tag.

Details zu den Diagnostik- und Therapieoptionen bei Parkinson in unserer Klinik für Neurologie finden Sie unter:

Parkinson und Bewegungsstörungen

Weitere Infos zur Parkinson-Intensivtherapie und dem Sport von Frank Elstner sind unter www.baden-health.de zu finden.
Wer beim digitalen Welt-Parkinson-Tag 2024 nicht teilnehmen konnte, kann die Aufzeichnung der Veranstaltung unter welt-parkinson-tag.org abrufen.