
Team der Praxis für Diabetologie
Die Praxis für Diabetologie der Poliklinik Ernst von Bergmann in Potsdam ist von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) erstmals als „Fußbehandlungseinrichtung DDG“ ausgezeichnet worden. Sie ist damit die einzige Praxis für Diabetologie in Potsdam, die dieses begehrte Zertifikat bisher erhalten hat. Das Zertifikat ist Beleg für die hohe Qualität und Expertise der Praxis in der strukturierten und umfassenden ambulanten Behandlung von Patient*innen mit Diabetischem Fußsyndrom.
„Bei dem 14-köpfigen Team der Praxis für Diabetologie der Poliklinik sind insbesondere Patientinnen und Patienten mit diabetischem Fußsyndrom „in den besten Händen“. Mit ihrer Arbeit trägt die Praxis maßgeblich dazu bei, Amputationen durch qualifizierte Versorgung zu vermeiden. Deshalb freuen wir uns sehr über diese Anerkennung für das langjährige Engagement des Teams der Praxis für Diabetologie“, sagt Oliver Stübing, Geschäftsführer der Poliklinik Ernst von Bergmann GmbH. „Diese Auszeichnung ist für uns ein weiterer Ansporn, den Patientinnen und Patienten der Praxis für Diabetologie eine gute Lebensqualität zu sichern und Fußamputationen möglichst zu vermeiden.“
Diabetisches Fußsyndrom: Amputationen durch qualifizierte Versorgung vermeiden
Mit derzeit etwa neun Millionen Betroffenen ist Diabetes mellitus eine der Volkskrankheiten in Deutschland – Tendenz steigend. Weil die Krankheit unter anderem die Blutgefäße schädigt, haben die Patient*innen ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen, wie Herz-Kreislauferkrankungen oder das gefürchtete Diabetische Fußsyndrom.
Rund 70 Prozent aller Amputationen in Deutschland betreffen Menschen mit Diabetes. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent dieser Fälle durch regelmäßige vorbeugende Kontrollen und eine frühzeitige Zuweisung in kompetente, strukturierte Behandlungseinrichtungen vermeidbar wären. Für die Betroffenen bedeutet der Verlust eines Fußes nicht nur einen großen Verlust an Lebensqualität. Sie haben in der Folge auch ein erhöhtes Sterberisiko.
„Eine ambulante Fußbehandlungseinrichtung ist erster Ansprechpartner für Probleme an den Füßen bei Personen mit Diabetes mellitus in der ambulanten Versorgung. Bei allen Wunden mit Hinweisen auf Infektion oder Durchblutungsstörung, oder wenn innerhalb von sieben Tagen keine Heilungstendenz eintritt, sollte eine dringliche Überweisung an eine ambulante Fußbehandlungseinrichtung erfolgen“, sagt Urs Schumann, Diabetologe in der Praxis für Diabetologie der Polklinik Ernst von Bergmann in Potsdam.
Aufgrund des über Jahre erhöhten Blutzuckerspiegels kann es zu Schädigungen der sensorischen Nerven und Gefäße der Beine und Füße kommen. Die Folge: Betroffene nehmen Verletzungen der Fußsohlen oder Druckstellen im Anfangsstadium oft nicht oder nicht rechtzeitig wahr. Eine Behandlung erfolgt daher meist zu spät oder gar nicht. Zusätzlich kommt es in vielen Fällen infolge arterieller Durchblutungsstörungen zum Absterben ganzer Gewebebezirke. So verschlimmern sich diese Wunden weiter. „Oft wird die Wundheilung frühzeitig als aussichtslos eingeschätzt oder eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße unterstellt. Die Amputation einzelner Zehen oder größerer Fußanteile ist die Folge. Wir gewährleisten daher zügig die Abklärung der Ursache und sorgen für eine leitliniengerechte Behandlung im interdisziplinären Konzept mit Gefäßmedizin und Chirurgie. Dabei übernimmt die Diabetologie die koordinierende Funktion. Sollte eine stationäre Behandlung erforderlich werden, können wir in enger Zusammenarbeit mit der stationären Fußbehandlungseinrichtung alle weiteren Schritte einleiten“, ergänzt Urs Schumann.
Ein wichtiger Aspekt der erfolgreichen Fußbehandlung ist die eng abgestimmte Zusammenarbeit eines interdisziplinären und multiprofessionellen Teams. Die Praxis für Diabetologie arbeitet daher auch eng mit Podologen*innen und orthopädischen Schuhmachermeisterbetrieben zusammen. Speziell angefertigte Schuhe, Einlagen oder sogenannte Orthesen unterstützen die erforderliche Entlastung des Fußes, ohne die Wunden an den Füßen meist nicht richtig abheilen können. Im Bedarfsfall werden stets auch ärztliche Vertreter*innen anderer Fachgebiete mit hinzugezogen. „Diese Kooperationen sind für die Anerkennung als Fußbehandlungseinrichtung DDG obligatorisch und ein besonderes Qualitätsmerkmal der ausgezeichneten Einrichtungen“, erläutert Dr. med. Michael Eckhard, Sprecher der AG Diabetischer Fuß in der DDG.
Die erfolgreiche Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms ist nur in einem Team von ambulanten und stationären Fachkräften möglich. Die Praxis für Diabetologie arbeitet deshalb eng mit der Klinik für Nephrologie, Endokrinologie, Diabetologie und allgemeine Innere Medizin des Klinikum Ernst von Bergmann zusammen. Die Klinik ist bereits seit Dezember 2020 als „Fußbehandlungseinrichtung DDG“ erfolgreich zertifiziert. Die Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms erfolgt nach mit allen Fachabteilungen abgestimmten Konzepten, individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt. Im Rahmen der teilstationären Behandlung im Klinikum Ernst von Bergmann werden Patient*innen und nachhaltig beraten und betreut. Diabetesberater*innen geben Tipps zur richtigen Ernährung und helfen bei allen Fragen rund um die Insulingabe und den Alltag mit Diabetes. Speziell ausgebildete Wundexpert*innen sorgen für eine professionelle Wundbehandlung nach modernsten Standards.
„Das diabetische Fußsyndrom erfordert eine sehr gründliche und koordinierte Behandlung durch ausgewiesene und interdisziplinär arbeitende Expert*innen“, weiß DDG Präsident Professor Dr. med. Andreas Fritsche. „Als wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft ist es unser Anspruch, eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung zu sichern. Mit dem Zertifikat „Fußbehandlungseinrichtung DDG“ können wir Menschen mit Diabetes eine wichtige Orientierung geben. Aktuell tragen rund 300 Einrichtungen in Deutschland dieses wichtige Siegel.“ Das Zertifikatgilt für drei Jahre, dann muss erneut nachgewiesen werden, dass die strengen Kriterien der Fachgesellschaft weiterhin erfüllt sind.