Potsdam, 20. April 2023

Dr. med. Bernhard Fleischer, Prof. Dr. med. Gerrit Matthes, Dr. med. Tanja Wittchen (v.l.n.r.)

Fehlende Erfahrung, jugendlicher Übermut, ein kurzer Blick aufs Handy und zack ist es passiert: laut dem Statistischen Bundesamt verunglücken junge Autofahrer im Straßenverkehr doppelt so oft wie ältere Verkehrsteilnehmer. Noch immer verlieren in Deutschland jährlich über 300 Jugendliche ihre Leben durch einen Verkehrsunfall. Grund genug für die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam zum dritten Mal einen P.A.R.T.Y.-Tag für Jugendliche zu veranstalten.

Das Akronym P.A.R.T.Y. steht für „Prevent Alcohol and Risk-Related Trauma in Youth“ und ist ein bundesweites Unfallpräventionsprogramm. Ziel der Aktion ist es Verkehrsunfälle zu vermeiden, indem Jugendliche über riskantes Verhalten im Straßenverkehr aufgeklärt werden. Dazu besuchten am Donnerstag 22 Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse der Grund- und Oberschule Wilhelmshorst das Klinikum und erlebten hautnah, welche „Stationen“ ein schwerverletzter Patient innerhalb der Klinik durchläuft.

Portraitfoto Prof. Dr. med. Gerrit Matthes

„Bereits zum dritten Mal haben wir eine Schulklasse in unser Klinikum eingeladen, da es uns ein großes Anliegen ist, die Jugendlichen über die Risiken im Straßenverkehr aufzuklären. Das Unfallpräventionsprogramm ist dabei ein ideales Instrument, um die Anzahl schwerverletzter Jugendlicher deutlich zu senken.“

Prof. Dr. med. Gerrit Matthes, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

Als zertifiziertes überregionales Traumazentrum ist seine Klinik auf die Versorgung schwerverletzter Patientinnen und Patienten spezialisiert. Täglich kümmert sich das Personal um Unfallverletzte. Das Aufgabengebiet umfasst die Erstversorgung der Patientinnen und Patienten im Notarztwagen oder im Rettungshubschrauber und anschließend in der Zentralen Notaufnahme. Darauf folgen chirurgische Eingriffe, an die eine stationäre Behandlung anschließt. Die Weiterbehandlung erfolgt dann im Bereich der Physiotherapie und Rehabilitation.

Ablauf und Eindrücke P.A.R.T.Y.-Tag

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Matthes und dem Leitenden Oberarzt der Zentralen Notaufnahme, Dr. Bernhard Fleischer, durchlief die Klasse in drei Gruppen mehrere Stationen und erfuhr dadurch, wie ein Unfallverletzter im Krankenhaus versorgt wird. Abgerundet hat den Tag die Schilderung einer Patientin, die von einem LKW überrollt wurde.

„Als ich durch ein Elternteil von dem Projekttag im Klinikum erfahren habe, war mit sofort klar, dass ich unbedingt mit meiner Schulklasse daran teilnehmen möchte. Hautnah mitzuerleben, was es bedeutet in einen Verkehrsunfall verwickelt zu sein, ist mit Frontalunterricht nicht zu vergleichen.“ sagt Tino Regenstein, Lehrkraft der Grund- und Oberschule Wilhelmshorst. „Die Präventionsarbeit ist sehr gut bei mir angekommen. Ich werde jetzt mit offeneren Augen durch den Straßenverkehr gehen“, sagt Luise, Teilnehmerin des P.A.RT.Y.-Tags. Für Jakob war der Besuch auf der Intensivstation interessant und erschreckend zugleich: „Mir ist heute bewusst geworden, wie sich ein ganzes Leben innerhalb von Sekunden komplett ändern kann. Auf der Intensivstation standen so viele Geräte, die quasi alle Funktionen des Körpers übernehmen können.“ „Der Tag war super interessant und aufschlussreich. Wir haben Dinge gesehen, die wir so nie gesehen hätten“, fügt Luise hinzu.

Ursprung und Grundgedanke von P.A.R.T.Y.

Im Jahr 1986 entwickelte eine kanadische Krankenschwester der Notfallambulanz in Toronto die Grundidee des hier vorgestellten Programms. Sie wollte Schülerinnen und Schüler an den Ort holen, wo sich Menschen täglich um schwerverletzte Unfallopfer kümmern. Die jungen Verkehrsteilnehmenden sollten sehen und miterleben, was es heißt, die körperlichen und seelischen Folgen eines schweren Unfalls zu verarbeiten. Ziel dieses Aktionstages ist es, junge Menschen dabei zu unterstützen, gefährliche Risikosituationen zu erkennen und sachkundige Entscheidungen zu treffen. Dabei soll das Risikobewusstsein der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestärkt werden und sie sollen mehr Verantwortung für ihre eigenen Entscheidungen und ihr eigenes Handeln übernehmen – um ihre eigene Gesundheit und die anderer zu schützen. Im Jahr 2011 wurde P.A.R.T.Y. erstmals in Deutschland durchgeführt. Seit 2012 läuft das Programm unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die Organisation der bundesweiten Umsetzung obliegt der Akademie der Unfallchirurgie (AUC). 

PM 20 | 2023 Projekt P.A.R.T.Y: Klinikum veranstaltet erneut Unfallpräventionsprogramm