Potsdam, 15. Oktober 2024

Neugeborene und Säuglinge, die im Klinikum EvB zur Welt kommen, können vor der Entlassung auf Wunsch der Eltern gegen RSV immunisiert werden. RSV-Infektionen bei Neugeborenen und Säuglingen sind in Deutschland die häufigste Ursache für Krankenhauseinweisungen. Kinder in ihren ersten sechs Lebensmonaten sind besonders gefährdet, schwer an RSV zu erkranken. Die STIKO empfiehlt deshalb für alle Neugeborenen und Säuglinge eine Prophylaxe zum Schutz vor schweren Atemwegsinfektionen durch RSV.

„Dass Impfungen helfen, schwere und lebensbedrohliche Krankheiten zu verhindern, ist unumstritten“, sagt Prof. Dr. med. Jan Däbritz, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik im Klinikum Westbrandenburg in Potsdam. „Seit kurzem ist die Impfung gegen das vor allem für Neugeborene und Säuglinge gefährliche RS-Virus verfügbar. Sie sollte laut den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts allen Neugeborenen während der Virensaison bereits in der Geburtsklinik verabreicht werden.“

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sorgt jedes Jahr in der Zeit zwischen Oktober und März für viele Atemwegsinfekte. Besonders Kinder bis zu einem Jahr können von schweren Infektionen mit Entzündungen der unteren Atemwege betroffen sein, die häufig eine stationäre im Krankenhaus nötig machen. Seit Sommer 2024 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland, Neugeborene und kleine Säuglinge vor oder während der ersten Saison gegen RSV zu impfen. Ein Impfstoff für Neugeborene und Kinder in den ersten zwei Lebensjahren ist seit letztem Jahr zugelassen und wurde zum Beispiel in Spanien, Luxemburg und den USA bereits flächendeckend eingeführt – mit sehr guten Ergebnissen.

Impfung für Neugeborene seit Oktober auch in Potsdam verfügbar

„Seit Anfang Oktober bieten wir die RSV-Impfung in den Tagen nach der Geburt im Rahmen der U2-Vorsorgeuntersuchung an“, erklärt Dr. med. David Szekessy, Departmentleiter Neonatologie des Klinikum Westbrandenburg in Potsdam, dessen Team gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Kinder- und Jugendklinik die Vorsorgeuntersuchungen der Neugeborgenen nach der Entbindung im Klinikum EvB durchführt. „Die Impfung ist unbedingt zu empfehlen, denn sie kann nachgewiesener Weise helfen, eine schwere Krankheit zu verhindern – und zwar ab dem Moment der Impfung. Es handelt sich um eine passive Immunisierung mit Antikörpern. Ich bin überzeugt, dass viele Eltern und solche, denen eine Geburt zeitnah bevorsteht, diesen Schutz für ihre Kinder in Anspruch nehmen möchten.“

Säuglinge, die zwischen April und Ende September 2024 geboren wurden, können auf Wunsch der Eltern in der zuständigen Kinderarztpraxis gegen RSV immunisiert werden.

RS-Virus im ersten Lebensjahr besonders gefährlich

Bei älteren Kindern und Erwachsenen verläuft eine Infektion mit dem RS-Virus meist wie eine normale Virusinfektion. Neugeborene und Säuglinge können jedoch schwerste Beschwerden mit akuter Atemnot entwickeln, die eine Behandlung im Krankenhaus unumgänglich machen.

„Leider gibt es keine Möglichkeit, den Krankheitsverlauf einer RSV-Infektion durch Medikamente zu verkürzen. Wir können lediglich die Symptome behandeln. Schwere Entzündungen der unteren Atemwege müssen wir meist stationär bei uns in der Klinik behandeln, eine Sauerstoff-Gabe ist hier oft nötig, in einigen Fällen ist auch eine maschinelle Atmungs-Unterstützung oder eine invasive Beatmung auf der Intensivstation notwendig“, erklärt Bernhard Kosak, Departmentleiter Pädiatrische Notfall- und Intensivmedizin am Klinikum Westbrandburg in Potsdam.

Prof. Dr. med. Jan Däbritz ergänzt: „In der Infektionssaison kommen Kinderkliniken und Kinderarztpraxen aufgrund der Vielzahl schwer verlaufender RSV-assoziierter und anderer Atemwegserkrankungen bei Säuglingen regelmäßig an ihre Kapazitätsgrenzen. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der viel wichtigeren, anderen Seite stehen die Sorgen und Ängste der Familie um ihr krankes Kind. Wir empfehlen daher die Schutzimpfung gegen das RS-Virus ausdrücklich.“

Vorteile der Impfung

Die RSV-Impfung ist in den USA, Luxemburg und Spanien schon seit dem Jahr 2023 eine Standardleistung. Aus den Zulassungsstudien ist bekannt, dass der Impfstoff sehr gut vertragen wird. Die Zahl der Neugeborenen und Säuglinge, die aufgrund einer RSV-Infektion stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten, ging in den Ländern stark zurück, die flächendeckend gegen RSV geimpft haben. Der Schutz der passiven Immunisierung hinsichtlich der Verhinderung von sehr schwer verlaufenden RSV-assoziierten Infektionen der unteren Atemwege beträgt laut Epidemiologischem Bulletin (26/2024) des Robert-Koch-Instituts 81 Prozent und hält mit einer Schutzdauer von mindestens sechs Monaten annehmbar über die gesamte RSV-Saison an.

PM 6 | 2024: Stark durch den Winter: RSV-Impfung für im Klinikum EvB geborene Kinder