Demenz | In Deutschland leben gegenwärtig rund 1,7 Millionen Menschen mit unterschiedlichen Formen von Demenz, davon ca. 60% Alzheimer; rund 330.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der Demenzerkrankten auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen – sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, so die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Demenzkranke leben auch heute noch überwiegend in Versorgungseinrichtungen, in denen sie isoliert von der Gesellschaft und ihrem sozialen Umfeld untergebracht sind. Bei guter logistischer und sozialer Unterstützung ist dagegen ein langes Verbleiben im eigenen Wohnumfeld und vor allem in der Mitte der Gesellschaft möglich. Dafür sind jedoch eine demenzorientierte, smarte Infrastruktur sowie die Einbeziehung von Angehörigen und vor allem auch ein umfassendes Versorgungsnetzes notwendig.
Lausitz Klinik Forst | Mit dem Projekt der Smart-City Forst wird ein Wohn- und Versorgungsumfeld in der Lausitz geschaffen, das sich auf das spezielle Krankheitsbild Demenz in den unterschiedlichen Stadien ausrichtet. Als ein wichtiger Baustein in diesem Projekt hat sich die Lausitz Klinik Forst einer Zertifizierung nach dem anerkannten Demenz-Standard der Stiftung Silviahemmet zur Sensibilisierung im Umgang mit demenziell veränderten Menschen unterzogen. Am heutigen Tag wurde der Lausitz Klinik Forst offiziell das Zertifikat „Demenzfreundliches Krankenhaus“ durch Vertreter der Stiftung Silviahemmet überreicht.
„Demenz ist noch immer eine unheilbare Krankheit. Die Gesellschaft kann jedoch lernen, mit den erkrankten Menschen anders umzugehen. Das Programm von Silviahemmet hat uns Mitarbeitenden der Lausitz Klinik Forst einen dafür möglichen Weg gezeigt, den wir im Klinikalltag – aber auch im privaten Umfeld umsetzen. Es macht uns stolz, nun das Zertifikat als „Demenzfreundliches Krankenhaus“ nach Silviahemmet tragen zu dürfen.“
Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer der Lausitz Klinik Forst
Simone Taubenek, Bürgermeisterin der Stadt Forst (Lausitz): „In Forst leben durchschnittlich ältere Menschen als in anderen Städten; und somit haben wir allein statistisch betrachtet einen höheren Betreuungsbedarf für demenziell erkrankte Bürger. Auch deswegen ist Smart-City Forst für uns ein wichtiges Leuchtturmprojekt im Sinne unserer Einwohner. Da parallel durch dieses Engagement auch noch in zentraler Lage gelegene leerstehende Wohnungen revitalisiert wurden und auch weiterhin werden, ist die Entwicklung ein großer Gewinn für die ganze Stadt.“
Michael Zaske, Leiter der Abteilung Gesundheit im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg: „Die Zertifizierung der Lausitz Klinik Forst als Demenzfreundliches Krankenhaus im Rahmen der Smart-City Forst kommt dem zunehmendem Betreuungsbedarf einer älter werdenden Gesellschaft in besonderer Weise nach. In diesem Sinne ist es ein bedeutendes Projekt für Brandenburg und wir gratulieren der Lausitz Klinik Forst zur bestandenen Zertifizierung.“
Michael Koch, Beigeordneter für Soziales, Gesundheit, Jugend, Bildung und Kultur des Landkreis Spree-Neiße: „Smart-City Forst und nun als ein wichtiger Baustein die Zertifizierung der Lausitz Klinik Forst sind eine wichtige Innovation für den Landkreis und die Region. Es zeigt deutlich, dass interkommunale Kooperationen mit einem gemeinsamen Ziel funktionieren können. “
Dr. med. Ursula Sottong, Silviahemmet Trainerin und Silviahemmet Ärztin: „Die adäquate Versorgung von akut erkrankten Patientinnen und Patienten mit der Zusatzdiagnose Demenz ist eine Herausforderung für jedes Krankenhaus. Nur wenn alle Beteiligten entsprechend vorbereitet sind, kann der Heilungsprozess entsprechend unterstützt und gefördert werden. Die Stiftung Silviahemmet bietet hier mit ihrem palliativen Ansatz einen Zugang zum demenziell erkrankten Menschen, der, wie die Evaluationen gezeigt haben, die Arbeit in der Akutklinik erfolgreich befördert.“
Silviahemmet | Seit 1996 gibt es in Schweden auf Initiative von Königin Silvia die Stiftung Silviahemmet. Ausdrückliches Ziel ist es, Angehörige, Fachpersonal, Entscheidungsträger etc. zu befähigen, Menschen mit Demenz bestmöglich zu begleiten und zu versorgen. Dadurch soll ihnen in allen Phasen der Erkrankung eine größtmögliche selbstbestimmte Lebensweise und ihnen wie ihren Angehörigen ein hohes Maß an Lebensqualität ermöglicht werden.
Auf Basis der palliativen Philosophie hat die Stiftung ein umfassendes Ausbildungskonzept für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt und zertifiziert ambulante wie stationäre Einrichtungen, die nach diesem palliativen Ansatz arbeiten.. Diesem Prozess hat sich die Lausitz Klinik Forst den vergangenen sechs Monaten gestellt und wird nun offiziell durch Silviahemmet zertifiziert.
Smart-City Forst | Seit Ende 2020 engagieren sich vier Partner in Forst mit dem gemeinsamen Ziel, ein eben solches demenzfreundliches Versorgungsnetzwerk zu schaffen: die Lausitz Klinik Forst, die Forster Wohnungsbaugesellschaft sowie die Potsdamer Unternehmen Ernst von Bergmann Care gGmbH und Visality Consulting GmbH.
Die Stadt Forst mit ihrer Klinik bildet hier den Kristallisationskern für eine Übertragung auf weitere Städte und Regionen in Brandenburg und Deutschland, weshalb das Land Brandenburg (Landkreis-Spree-Neiße) und der Bund (BMWi) diese Initiative fördernd unterstützen. Die Förderung erfolgt durch den Landkreis Spree-Neiße im Rahmen des Bundesmodellvorhabens „Unternehmen Revier“ sowie dem Regionalen Investitionskonzept „RIK“.
Mit dem Vorhaben „Smart-City Forst“ wird ein Wohn- und Versorgungsumfeld in der Lausitz geschaffen, dass sich auf das spezielle Krankheitsbild Demenz in den unterschiedlichen Stadien ausrichtet. Hierzu wird ab 2021 ein speziell umgebautes, hochmodern ausgerüstetes Wohnprojekt in der Forster Innenstadt entstehen, das im Jahr 2022 bezugsfertig sein wird. Die Mieter erhalten eine persönliche demenzorientierte Betreuung durch das Versorgungsnetzwerk unter Einbindung des im Rahmen des Projektes aufzubauenden zentralen Koordinations-Centers („Healthcare-Control-Center“, kurz HCC) mit einem optimalen Leistungs- und Qualitätsoutput. Im Fokus der Umsetzung steht zudem die Vernetzung wichtiger demenzbezogener Ressourcen in der Region zur klinischen und ambulanten Versorgung und einer bestmöglichen Aufgabenverteilung. Demenzbetroffene befinden sich damit in einem absichernden Netzwerk von Partnern aus Gesundheit, sozialen Diensten, Ehrenamt, Kultur etc. Alle Netzwerkpartner unterziehen sich zudem einer gemeinsamen Schulung nach einheitlichen demenzorientierten international gültigen Standards.