Weltblutkrebstag

Alle 12 Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden. Anlässlich des Weltblutkrebstages am 28. Mai startet die Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin die Themenwoche „Blutkrebs" und setzt somit auch ein Zeichen im Kampf gegen den Blutkrebs.

Der Weltblutkrebstag findet jährlich am 28. Mai statt. Er entstand aus dem Tag der Lebendspende, welcher 2001, in Erinnerung an die Gründung der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) am 28. Mai 1991, ins Leben gerufen wurde. Seit 2014 wird der Tag als Weltblutkrebstag begangen. Der Aktionstag soll auf die Wichtigkeit des Themas Blutkrebs hinweisen und den Kampf gegen Blutkrebs voranbringen.

Blutkrebs und seine Formen

Blutkrebs ist ein Sammelbegriff für verschiedene bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems, bei denen Blutzellen entarten und sich unkontrolliert vermehren. Diese entarteten, bösartigen Zellen verdrängen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten).

Es gibt unterschiedliche Arten von Blutkrebs, die sich grob gesagt in drei Hauptformen unterteilen lassen: Leukämie, Lymphom und Myelom. Umgangssprachlich wird Blutkrebs häufig mit Leukämie gleichgesetzt.

Leukämien

  • Leukämie bedeutet „weißes Blut“ und setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern für „weiß“ (leukós) und „Blut“ (haĩma) zusammen. Rudolf Virchow, der berühmte Arzt der Berliner Charité, beschrieb die Erkrankung erstmals 1845. Bei der Untersuchung des Blutes einer Patientin stellte er fest, dass der Anteil der weißen Blutzellen (Leukozyten) im Vergleich zu gesunden Menschen stark erhöht war. Die Patientin hatte also „weißes Blut“, was namensgebend für die Erkrankung wurde.
  • Leukämie bezeichnet eine Vielzahl von Blutkrebsarten, die von den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ausgehen. Unreife Leukozyten, die ihre eigentliche Funktion – die Abwehr von Infektionen – nicht wahrnehmen können, vermehren sich übermäßig.

Lymphome

  • Lymphome sind Krebserkrankungen des lymphatischen Systems. Der Begriff „Malignes Lymphom“ bezeichnet bösartige Tumoren des lymphatischen Systems (maligne = bösartig). Das lymphatische System spielt bei Abwehrmechanismen des Körpers eine wichtige Rolle und erstreckt sich über den gesamten Körper. Es umfasst  in den meisten Fällen die Lymphknoten, die Milz, die Mandeln, die Thymusdrüse und das Knochenmark.
  • Bei Lymphomen, die umgangssprachlich auch Lymphdrüsenkrebs genannt werden, kommt es zum unkontrollierten Wachstum einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen, der Lymphozyten. Meist fallen sie auf, weil die Lymphknoten anschwellen. Die Erkrankung kann jedoch im gesamten Körper auftreten. Es gibt verschiedene Arten von Lymphomen: Hodgkin-Lymphome und Non-Hodgkin-Lymphome. Letztere werden weiter unterteilt in niedrigmaligne und hochmaligne Lymphome und je nach betroffener Zellreihe in B- und T-Zell-Lymphome. Zur Gruppe der niedrigmalignen B-Zell - Non-Hodgkin-Lymphome gehört das Multiple Myelom, einer der häufigsten Tumoren von Knochen und Knochenmark.

Myelome

  • Das Multiple Myelom ist eine bösartige Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Es gehört zu den häufigsten Tumoren von Knochen und Knochenmark.
  • Beim Multiplen Myelom entartet und vermehrt sich eine besondere Form der weißen Blutkörperchen, die aus B-Lymphozyten entsteht, die sogenannten Plasmazellen. Plasmazellen produzieren Antikörper, die jedoch im Falle eines Multiplen Myeloms funktionsuntüchtig sind und ihre wichtigen Aufgaben für die Immunabwehr nicht wahrnehmen können. Wer an einem Multiplen Myelom erkrankt ist, verfügt also über eine erhöhte Zahl von nicht funktionsfähigen Antikörpern, ist aber dennoch besonders anfällig für Infektionen. Außerdem verdrängen die bösartigen Plasmazellen die gesunden blutbildenden Zellen im Knochenmark. Schreitet die Erkrankung weiter voran, sind zu wenige gesunde Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten vorhanden.
  • Das Multiple Myelom ist die zweithäufigste hämatologische bösartige Erkrankung in den westlichen Industriestaaten. In Mitteleuropa liegt das mittlere Patientenalter zum Zeitpunkt der Diagnosestellung um das 70. Lebensjahr herum. Die Behandlung richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und den Beschwerden des Patienten und erfolgt vor allem medikamentös mit einer Chemotherapie. Oftmals wird bei dieser Erkrankung auch eine Stammzelltransplantation eingesetzt.

Symptome

Insbesondere bei akuten Verlaufsformen von Blutkrebs ist es wichtig, möglichst früh eine Diagnose zu stellen, um eine Therapie einleiten zu können. Da es eine gezielte Früherkennung von Blutkrebs, wie sie zum Beispiel bei Darmkrebs oder Hautkrebs bekannt ist, nicht gibt, ist es umso wichtiger, mögliche Anzeichen von Blutkrebs zu kennen.

Zu den möglichen Symptomen von Blutkrebs – besonders wenn Sie zusammen auftreten –  zählen:

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit und in der Folge geminderte Leistungsfähigkeit
  • Anhaltendes Fieber
  • Nächtliche Schweißausbrüche
  • Ungewollter rascher Gewichtsverlust

Schreitet die Leukämie fort und werden immer mehr gesunde Blutbestandteile verdrängt, können weitere Symptome, zum Beispiel Blässe, Luftnot, Schwindelgefühl oder Herzrasen, hinzukommen. Darüber hinaus können eine Blutungsneigung, Blutergüsse und erhöhte Infektanfälligkeit entstehen.

Knochenmarkpunktion

Dr. med. Ulla Vestergaard, Stationsärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, erklärt das Wichtigste zur Knochenmarkpunktion.

"Wenn ich mit meinen Patienten über eine notwendige Knochenmarkpunktion spreche, dann muss ich in der Regel zunächst den Irrglauben ausräumen, dass wir das Rückenmark punktieren.

Die Knochenmarkpunktion ist unser „Hauptwerkzeug“, um bei dem Verdacht auf eine Erkrankung des Blutsystems der Ursache auf den Grund zu gehen. Beim Erwachsenen findet sich blutbildendes Knochenmark hauptsächlich in den Knochen des Achsenskeletts. Der Beckenknochen bietet sich zur Punktion gut an, da der Patient dabei relativ bequem in Seitenlage liegen kann und wir als Punktierende meist recht einfach eine geeignete Stelle ertasten können.

Die meisten Patienten haben Angst vor der Punktion, sowohl Angst vor Schmerzen, als auch Angst vor dem, was bei der Untersuchung herauskommt. So gut wir können, versuchen wir die Angst zu vermindern.

Die Berührung der Knochenhaut ist in der Regel am unangenehmsten. Das können wir durch eine örtliche Betäubung recht gut lindern. Nicht nehmen können wir ein Druckgefühl im Becken, was im Rahmen der Punktion kurzzeitig entsteht. In dem Moment, in dem das Knochenmarkblut herausgezogen wird, entsteht ein Sog, sodass die Patienten oft einen kurzen einschießenden Schmerz im Bein der punktierten Seite verspüren, dieser legt sich dann aber sofort wieder. Nach der Punktion werden die Patienten auf ein kleines Sandsäckchen gelegt, um eine Einblutung zu verhindern. Je nach Erkrankung dauert es dann ggf. nur ein paar Stunden oder auch einige Tage, bis wir eine Diagnose stellen können."

Zentrum für Hämatologische Neoplasien

Unser zertifiziertes Zentrum für Hämatologische Neoplasien (= verschiedene bösartige Erkrankungen des Blutsystems) des Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam ist in die Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin integriert und auf die Behandlung von Leukämien (Blutkrebs), Malignen Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs), Multiplen Myelomen (Plasmozytomen) und Myelodysplastischen Syndromen spezialisiert. Seit September 2020 sind wir von der Deutschen Krebsgesellschaft als Zentrum für Hämatologische Neoplasien zertifiziert.

Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) e.V. zertifiziert Einrichtungen entsprechend standardisierter Qualitätskriterien und überprüft diese stets im Verlauf. In die Bewertung fließen unter anderem die Anzahl der Patient*innen mit diagnostizierten und behandelten hämatologischen und onkologischen Erkrankungen, das Niveau der in diesem Zusammenhang durchgeführten Diagnostik und Therapie gemäß aktueller wissenschaftlicher Standards neben deren sorgfältiger Durchführung und transparenter detaillierter Dokumentation ein.

Eisvogel e.V.

Krebs kann Jede*n treffen, als Betroffene*n oder Angehörige*n. Doch NIEMAND soll sich allein fühlen. Der Verein „Eisvogel e.V.“ aus Potsdam unterstützt insbesondere Menschen mit Leukämie und Lymphknotenkrebs.

Als die Vereinsgründerin Anke vor einigen Jahren selbst die Diagnose Lymphknotenkrebs erhielt, stand sie vor einem „Problem”. Wie die meisten Krebspatienten*innen hat sie sich auf der Suche nach Informationen über ihre Krankheit und nach Unterstützung im Internet informiert. Bei der Recherche stieß sie allerdings fast ausschließlich auf negative Informationen und Aussagen, die ihr den Mut nahmen. Mittlerweile ist Anke geheilt. Schon während ihrer Therapie war Anke klar: Hier muss sich etwas ändern. Krebs darf kein Tabuthema sein, es soll keinem so gehen wie ihr.

Sie und Ihre Angehörigen finden bei Eisvogel e.V. Hilfe. Die Paten*innen des Vereins möchten Ihnen den so wichtigen Impuls für neuen Kampfgeist, Lebensmut und Lebensfreude geben. Wenn Sie selbst betroffen sind oder jemanden kennen, der die Unterstützung des Vereins benötigen könnte, melde Sie sich bei Eisvogel e.V.

Weitere Informationen unter: https://www.eisvogel.life/

Brandenburgische Krebsgesellschaft e.V.

Die Diagnose Krebs ist für viele ein Schock und in jedem Fall ein tiefer Einschnitt in das bisherige Leben der Betroffenen, aber auch ihrer Angehörigen. Umso wichtiger ist es dann, kompetente Beratung und Unterstützung während und auch nach der Zeit der Therapie zu erhalten. Eine Anlaufstelle hierfür ist die Brandenburgische Krebsgesellschaft e.V.

Seit mehr als 20 Jahren berät und begleitet hier ein Team aus psychoonkologisch qualifizierten Sozialarbeiter*innen und Psycholog*innen Erkrankte und auch deren Angehörigen und Freunde. Ratsuchende aus dem ganzen Land Brandenburg finden in den ambulanten Beratungsstellen der Brandenburgischen Krebsgesellschaft Unterstützung bei der Beantragung von Leistungen, bei Fragen zur finanziellen Sicherung und der Rückkehr in das Berufsleben. Außerdem können hier existenzielle Fragen besprochen werden, die mit einer Krebsdiagnose einhergehen. Denn Zukunftsunsicherheit, Kommunikationsprobleme, Antriebslosigkeit, Angst oder Depression belasten nach einer Krebsdiagnose oft zusätzlich.

Die Beratung kann persönlich, telefonisch sowie schriftlich erfolgen und ist immer kostenfrei.

In Ergänzung zu den Einzelberatungen in der Psychosozialen Beratungsstelle bietet die Brandenburgische Krebsgesellschaft monatlich zusätzlich verschiedene Gesprächsgruppen und Informationsveranstaltungen mit Bezug zum Thema Krebs an.

Weitere Informationen unter http://www.krebsgesellschaft-brandenburg.de