Neurologie und Klinische Neuropsychologie
Zentrum für Bewegungsstörungen und Neuromodulation
Als Zentrum für Bewegungsstörungen und Neuromodulation der Klinik für Neurologie sind wir auf die Diagnostik und Therapie einer Vielzahl von neurologischen Bewegungsstörungen spezialisiert.
Wir verfügen über ein breites Spektrum an innovativen Therapieverfahren, mit besonderem Schwerpunkt in den Bereichen Tiefe Hirnstimulation und Parkinson-Medikamentenpumpen. Unseren Patient*innen steht ein interdisziplinäres Behandlungsteam aus Ärzt*innen der Neurologie und funktionellen Neurochirurgie, spezialisierten Pflegenden (Parkinson-Nurse), Neuropsycholog*innen, Therapeut*innen der Logopädie sowie Ergo-/Physiotherapie, Ernährungsberater*innen und Sozialdienstmitarbeiter*innen zur Verfügung. Zur bestmöglichen Patientenversorgung kooperieren wir zudem eng mit unseren niedergelassenen Kolleg*innen.
Bewegungsstörungen
Der Begriff “Bewegungsstörungen” bezeichnet neurologische Erkrankungen, die mit einem Zuviel (hyperkinetisch, z.B. Zittern) oder zu Wenig (hypokinetisch, z.B. Verlangsamung) an Bewegung einhergehen. Daraus resultieren krankhafte Veränderungen der Koordination und Ausführung von Körperbewegungen.
Oft liegt den Erkrankungen eine Störung der so genannten Basalganglien (Nervenkerne tief im Gehirn) zugrunde. Diese sind u.a. für die Automatisierung und Präzision der Willkürbewegungen verantwortlich. Bewegungsstörungen sind häufig durch sogenannte neurodegenerative Erkrankungen verursacht, können aber auch durch Stoffwechselstörungen, Verletzungen oder genetische Veränderungen hervorgerufen werden. Um die geeigneten Behandlungsmöglichkeiten zu bestimmen, bedarf es daher zunächst einer umfassenden Ursachenabklärung.
Unser Zentrum für Bewegungsstörungen und Neuromodulation verfügt über eine auf dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik ausgestattete Infrastruktur und bietet modernste medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien an.
Im Folgenden möchten wir Ihnen einen genaueren Einblick in die häufigsten Erkrankungsbilder aus dem Bereich Bewegungsstörungen geben:
Die Parkinson-Krankheit ist als zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung mit einem langsam fortschreitenden Verlust Dopamin-produzierender Nervenzellen der schwarzen Substanz (Substantia nigra) des Mittelhirns verbunden. Die klinischen Leitsymptome umfassen ein unwillkürliches Zittern (Tremor), eine Bewegungsverarmung-/verlangsamung (Brady-/Hypokinese) und eine Steifigkeit der Muskulatur (Rigor). Darüber hinaus beklagen Betroffene häufig auch sogenannte nicht-motorische Beschwerden, wie einen Verlust des Geruchssinns, Depressionen, Schlafstörungen oder Schmerzen. Die Behandlung erfolgt je nach Krankheitsstadium individuell mithilfe von Medikamenten, Pumpentherapien, Tiefer Hirnstimulation und begleitenden Maßnahmen wie Physiotherapie. Weitere Informationen zu Parkinson
Dystonie ist eine neurologische Bewegungsstörung, die durch unwillkürliche Muskelkontraktionen gekennzeichnet ist, welche zu Fehlbewegungen oder Fehlhaltungen führen. Ursachen können u. a. genetische Faktoren, Stoffwechselerkrankungen oder Hirnverletzungen sein. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, oft durch Medikamente, Botulinumtoxin-Injektionen, Physiotherapie oder mittels Tiefer Hirnstimulation.
Weitere Informationen zu Dystonien
Der Essentielle Tremor äußert sich durch unwillkürliches Zittern, hauptsächlich der oberen Extremitäten (Hände/Arme). Das Zittern tritt typischerweise bei gezielten Bewegungen oder beim Festhalten von Gegenständen auf. Stress, Müdigkeit oder Koffein können verstärkend wirken. Häufig sind mehrere Familienmitglieder betroffen. Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter beginnen. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen beispielsweise Medikamente, Physiotherapie und die Tiefe Hirnstimulation.
Weitere Informationen zu Tremorerkrankungen
Die Chorea ist durch unwillkürliche, ruckartige Bewegungen der Muskeln gekennzeichnet. Sie kann durch genetische Erkrankungen wie die Huntington-Krankheit, Stoffwechselstörungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten verursacht werden. Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und umfasst Medikamente und physio-/ergotherapeutische Maßnahmen zur Verbesserung der Bewegungskoordination.
Weitere Informationen zu Chorea
Ataxien sind durch Koordinationsprobleme und Gleichgewichtsstörungen gekennzeichnet. Betroffene haben oft Schwierigkeiten mit dem Gehen, der gezielten Feinmotorik und der Sprechfähigkeit. Ursachen können Schädigungen des Kleinhirns sein, z.B. durch genetische Erkrankungen, Schlaganfälle, Tumore, Multiple Sklerose oder chronischen Alkoholkonsum. Die Behandlung umfasst medikamentöse Behandlungsoptionen und Physiotherapie.
Weitere Informationen zu Ataxie
Tics sind plötzliche, wiederholte, unwillkürliche Bewegungen oder Lautäußerungen. Sie können in Form von motorischen Tics (z.B. Blinzeln, Kopfschütteln, Grimassieren) oder vokalen Tics (z.B. Räuspern, Schnüffeln, Wörter ausrufen) auftreten. Behandlungsansätze zur Tic-Kontrolle umfassen z.B. medikamentöse Maßnahmen, Verhaltenstherapie und die Tiefe Hirnstimulation.
Weitere Informationen zu Ticstörungen und Tourette
Neben den o.g. Therapieoptionen haben Sie in unserer Klinik zudem Zugang zu weiteren Behandlungsmöglichkeiten bei Bewegungsstörungen, wie Medikamentenpumpen oder die Botulinumtoxinbehandlung.
Neuromodulation
Neuromodulation ist ein moderner Ansatz in der Neurologie und funktionellen Neurochirurgie, der darauf abzielt, die Funktion des Nervensystems zu verändern (modulieren), um neurologische Erkrankungen zu behandeln und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
In unserer Klinik bieten wir eine breite Palette von invasiven und nicht-invasiven Neuromodulationsverfahren an, darunter die Tiefe Hirnstimulation (THS), die transkranielle Pulsstimulation (TPS) und das Bio-/Neurofeedback-Verfahren.
Im Folgenden finden Sie weitere Details zu den einzelnen Methoden.
Dieses Verfahren ist eine Kassenleistung.
Die tiefe Hirnstimulation (THS) oder englischsprachig Deep Brain Stimulation (DBS) ist eine operative Technik, bei der dünne Elektroden (ca. 1,2 Millimeter) zielgenau mittels stereotaktischer Verfahren in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden, um dort präzise elektrische Impulse abzugeben.
Diese Impulse helfen, die Aktivität von Hirnregionen, die im Rahmen bestimmter neurologischer Erkrankungen fehlreguliert sind, zu modulieren und somit die Symptome dieser Erkrankungen zu lindern. Die Tiefe Hirnstimulation ist mittlerweile eines der am besten untersuchten Therapieverfahren bei Bewegungsstörungen und wird mittlerweile seit mehr als zwei Jahrzehnten äußerst erfolgreich bei der Parkinson-Krankheit, dem essentiellen Tremor und den Dystonien angewendet.
In unserer Klinik finden sowohl die stationäre Abklärung der Eignung für die THS, die finale Indikationsstellung im Rahmen einer speziellen Sprechstunde, die Operation selbst als auch die Nachsorge inkl. Optimierung der THS-Einstellungen statt.
Vorbereitung, Ablauf und Nachsorge bei der THS-OP
Zur Feststellung, ob ein Patient für die Tiefe Hirnstimulation in Frage kommt, erfolgt zunächst ein ca. 5-tägiger stationärer Aufenthalt in unserer Klinik. Neben einer umfassenden Eigen-/Fremd-/Medikamentenanamnese werden eine körperlich-neurologische Untersuchung, Labortests, Medikamentenanpassungen, eine Kopf-Bildgebung (Kernspintomographie) sowie weiterführende Diagnostik (z.B. neuropsychologische Testungen) durchgeführt.
Sofern die Indikation für eine THS besteht und entsprechende Kontraindikationen (z.B. Demenz, schwere Depression etc.) ausgeschlossen wurden, erfolgt ein ausführliches Aufklärungsgespräch im Rahmen unserer Indikationssprechstunde. Hier werden Sie über die Besonderheiten der Operation, zu erwartende Effekte und potentielle Risiken der THS sowie die verfügbaren THS-Systeme umfänglich aufgeklärt.
Sofern die Entscheidung für eine THS getroffen wird, erfolgt eine erneute stationäre Aufnahme zur Operation. Hierzu bringen Sie bitte einen gültigen Einweisungsschein, Ihren aktuellen Medikamentenplan, bisherige medizinische Vorbefunde sowie ausreichend persönliche Kleidung mit.
Vor der OP werden wir Ihre Medikamente umstellen, worunter es zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Symptome kommen kann. Bitte beachten Sie, dass Sie die Einnahme von ASS oder Clopidogrel bereits sieben Tage vor der OP in Absprache mit Ihrem Hausarzt pausieren sollten.
Am OP-Tag selbst müssen Sie nüchtern bleiben. Die Kollegen der Anästhesie begleiten Sie bei der Narkoseeinleitung. Unser neurologisches Team ist während der gesamten OP vor Ort, um alle Schritte engmaschig zu begleiten. Unter Narkose werden Ihnen die Haare rasiert und Ihr Kopf in einen stereotaktischen Ring eingespannt, der die zielgenaue Elektrodenimplantation ermöglicht.
Während der OP führen wir elektrophysiologische Ableitungen durch. Hierbei wird die elektrische Aktivität des Gehirns mittels eines Tiefen-EEGs in Echtzeit aufgezeichnet und analysiert, um den optimalen Zielpunkt für die Stimulation zu identifizieren. Dies führt zur Minimierung möglicher späterer Nebenwirkungen.
Im Anschluss an die OP finden eine schrittweise Programmierung der THS sowie eine Medikamentenanpassung statt. Der Fadenzug kann nach ca. zehn Tagen erfolgen. Zudem schulen wir Sie und Ihre Angehörigen in der Benutzung des THS-Systems.
Dieses Verfahren ist eine ambulante Selbstzahlerleistung.
Die transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine nicht-invasive neurologische Behandlungsmethode. Sie verwendet pulsierende elektrische Felder, um die neuronale Aktivität zu beeinflussen. Hierbei werden elektrische Impulse durch Elektroden auf der Kopfhaut appliziert und krankheitsspezifische Hirnregionen stimuliert (z.B. Alzheimer-Demenz).
Dieses Verfahren ist eine ambulante Selbstzahlerleistung.
Biofeedback bzw. Neurofeedback ist eine moderne, nicht-invasive Technik, die in der Neurologie verwendet wird, um Patienten dabei zu helfen, die Kontrolle über ihre körperlichen Funktionen zu erlangen. Durch an den Körper angelegte Sensoren werden bio-elektrische Signale gemessen und in Echtzeit auf einem Bildschirm angezeigt. Dies ermöglicht es den Patienten, eigene physiologische Prozesse wie z.B. Muskelspannung, Herzfrequenz, Atmung und Hauttemperatur zu visualisieren und zu verstehen. Durch gezieltes Training können Patienten lernen, diese Prozesse zu regulieren, was zur Verbesserung verschiedener neurologischer Zustände beitragen kann. Unsere Klinik bietet professionelles Biofeedback-Training unter der Anleitung erfahrener Neuropsychologen an, um unseren Patienten dabei zu helfen, Ihre Lebensqualität zu verbessern und Ihre neurologische Gesundheit zu fördern.