Seit Juni 2022 ist das Pneumologische Beatmungszentrum der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin wieder am Standort Potsdam aktiv. Ende September 2023 zog die Station nun auch in ihre aufwendig umgebauten und modernisierten Räumlichkeiten zurück.
„Während der vergangenen Jahre als Corona-Intensivstation genutzt, wurde die Station E1 nun über knapp 6,5 Monate aufwendig umgebaut. Insgesamt wurden rund zwei Millionen Euro Fördermittel in den Umbau sowie die medizinische Ausstattung investiert. Dabei wurde beispielsweise die Beleuchtungsinstallation komplett erneuert und auf LED-Technik umgestellt“, sagt Hans-Ulrich Schmidt, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam.
Insgesamt wurden über 500 Meter Kupferrohr für die Sauerstoff- und Druckluftversorgung der Patient*innen sowie über 3.000 Meter Kabel für die Stromversorgung inkl. Datenverkabelung der Patientenzimmer verlegt. Neue Medienschienen mit modernem Lichtkonzept zur Versorgung der Patient*innen wurden montiert, die gesamte Station farblich neu gestaltet und das Lagerkonzept angepasst, um auf der Station mehr Stauraum zu schaffen. Eine der größten sichtbaren Veränderungen: die Station verfügt ab sofort nur noch über Einzelzimmer.
„Wir freuen uns, dass wir jetzt 16 hochmodern ausgestattete Einzelzimmer auf dieser Station zur Verfügung haben, die speziell an die Anforderungen von Patientinnen und Patienten mit invasiver und nichtinvasiver Beatmung angepasst wurden. Die neuen komfortablen, hellen und freundlichen Räumlichkeiten befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer pneumologischen Normalstation E2, sodass eine optimale Zusammenarbeit zwischen beiden Bereichen möglich ist“, sagt Dr. med. Hartwig Schütte, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin des Klinikum EvB in Potsdam.
Prof. Dr. med. Simone Rosseau ergänzt: „Das 2016 zunächst in der Klinik Bad Belzig etablierte Pneumologische Beatmungszentrum wurde nun um eine hoch spezialisierte und hervorragend ausgestattete Beatmungsstation am Standort Potsdam ergänzt. So können wir standortübergreifend das gesamte Spektrum pneumologischer Beatmungsmedizin und lungenspezifischer Intensivmedizin abbilden. Die Station am Standort Potsdam ermöglicht uns hierbei die direkte Anbindung an die Hochleistungsmedizin, um auch schwerstbetroffenen Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen.“ Prof. Rosseau ist Chefärztin der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin am Standort Bad Belzig und Leiterin des standortübergreifenden Pneumologischen Beatmungszentrums.
Dr. med. Karin Hochbaum, Medizinische Geschäftsführerin des Klinikum EvB: „Das Behandlungsspektrum des Pneumologischen Beatmungszentrums in Potsdam und in Bad Belzig ergänzt sich wechselseitig. Patientinnen und Patienten mit Bedarf an spezialisierter Hochleistungsmedizin, die über das Bad Belziger Angebot hinausgeht, können nun im Klinikum in Potsdam bestens versorgt und behandelt werden. Hier halten wir alle für diese Patientengruppe relevanten Fachgebiete vor, wie die Neurologie, die Onkologie, die Nephrologie und die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Die gesamte Fachexpertise sowie das medizintechnische Angebot eines Schwerpunkt- bis Maximalversorgers steht hier im Klinikum Ernst von Bergmann zur Verfügung.“
Atmungsschwäche
Unterschiedliche akute und chronische Erkrankungen können die Atmung so schwächen, dass sie von Maschinen unterstützt werden muss. Das betrifft häufig Patient*innen mit Lungenerkrankungen, insbesondere aber auch Patient*innen mit Muskelschwäche bei neurologischen Erkrankungen oder nach langem Aufenthalt auf der Intensivstation. Darüber hinaus sind Patient*innen mit ausgeprägtem Übergewicht oder mit Wirbelsäulenverkrümmungen und Brustkorbverformungen betroffen, ebenso wie Patient*innen mit schweren internistischen Erkrankungen wie Herzschwäche und Nierenversagen. Grundsätzlich steigt das Risiko mit zunehmendem Lebensalter. Neben hochspezialisierter lungenspezifischer Intensiv- und Beatmungsmedizin werden daher auch weitere technisch aufwendige Behandlungsverfahren vorgehalten, zum Beispiel die Dialyse.
Ziel der umfassenden, multiprofessionellen Behandlung durch Ärzt*innen, Pflegende, Atmungstherapeut*innen, Physiotherapeut*innen und Logopäd*innen ist es, auch schwerkranken Patient*innen mit Atmungsschwäche nach ihrem oft langwierigen Krankenhausaufenthalt wieder ein Leben zu Hause mit bestmöglicher Qualität zu ermöglichen. Das Pneumologische Beatmungszentrum der EvB-Gruppe in Potsdam und in Bad Belzig steht Rettungsdienst, aber auch Rettungsstellen und Intensivstationen rund um die Uhr zur Verfügung, um Patient*innen mit akut bedrohlicher Atmungsschwäche die invasive Beatmung möglichst zu ersparen.
Neues Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (IPReG) stärkt Beatmungsentwöhnung
Das sogenannte Weaning, die Entwöhnung von der invasiven Beatmung nach intensivmedizinischer Behandlung, aber auch die sehr personalintensive und extrem teure außerklinische Intensivpflege für Patient*innen mit einer Dauerbeatmung über Kanüle stehen derzeit im Fokus des Gesetzgebers. Der Bundestag hat im Juli 2020 das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (IPReG) verabschiedet, das in diesem Jahr in Kraft getreten ist. Ziel des Gesetzes ist es, Betroffene mit chronischer Atmungsschwäche bei nicht heilbaren Erkrankungen und dauerhafter Notwendigkeit zur außerklinischen Intensivpflege besser und nachhaltiger zu versorgen. Auf der anderen Seite sollen medizinische Behandlungsangebote so optimiert werden, dass die Notwendigkeit außerklinischer Intensivpflege insbesondere von Patient*innen nach langwierigem Intensivaufenthalt minimiert wird. So müssen zum Beispiel Krankenhäuser, die das Weaningpotenzial bei Patient*innen mit invasiver Beatmung nicht voll ausschöpfen, mit Abschlägen bei der Vergütung rechnen.
Pneumologische Beatmungszentren umfassen die Bereiche spezialisierte pneumologische Intensivmedizin, Weaningzentrum und Zentrum für außerklinische Beatmung. Mit ihrer Expertise in der Betreuung langzeitbeatmeter Patient*innen von der Intensivstation bis hin in den außerklinischen Bereich können diese Zentren gerade hierbei einen wichtigen Beitrag leisten. Das Pneumologische Beatmungszentrum der EvB-Gruppe steht Kliniken ohne eigenen spezialisierten Weaningbereich für alle Fragen rund um die Beatmungsentwöhnung zur Verfügung.
Das IPReG sieht bei Patient*innen mit außerklinischer Intensivpflege und Beatmung zudem eine regelmäßige Begutachtung durch Expert*innen vor (die sogenannte Potenzialerhebung). Hierbei soll beurteilt werden, ob Betroffenen grundsätzlich ein Leben ohne invasive Beatmung ermöglicht werden kann, zum Beispiel durch Umstellung auf nicht-invasive Beatmung über Maske. Eine solche Beatmungsform ermöglicht in vielen Fällen wieder ein eigenständiges Leben zu Hause. Nur besonders qualifizierte Ärzt*innen mit umfangreicher Expertise dürfen eine solche Potenzialerhebung vornehmen und werden dafür akkreditiert – wie auch Prof. Rosseau. Sie steht an beiden Standorten, Potsdam und Bad Belzig, als Ansprechpartnerin für Betroffene, Angehörige, Klinikärzt*innen und niedergelassene Ärzt*innen, sowie für Intensivpflegedienste zur Verfügung.
Darüber hinaus ist das Pneumologische Beatmungszentrum der EvB-Gruppe ein kompetenter Partner bei allen Fragen rund um das Thema der häuslichen Beatmung, von der Abklärung einer chronischen Atmungsschwäche, über die Anpassung einer häuslichen Beatmung bis hin zur regelmäßigen Therapiekontrolle. Betroffene Patient*innen und deren Angehörige werden langfristig und umfassend von einem erfahrenen medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Team beraten und behandelt.
PM 39|2023 Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin erweitert das Angebot am Standort Potsdam