Potsdam, 25. Oktober 2022

Die Netzersatzstromanlage des Klinikums Ernst von Bergmann: eines von zwei 2.800 PS starken Dieselaggregaten.

Potsdam, 25.10.2022 | PM 35|2022

Anfang Oktober hat sich das Klinikum Ernst von Bergmann zum Test selbst den Strom abgeschaltet. Ein so genannter Schwarztest trennt dabei die gesamte Klinik vom externen Stromnetz und simuliert einen Blackout. Solche Szenarien werden ganz regulär zweimal jährlich durchgeführt – dann jedoch nur für kurze Zeit und am frühen Morgen. Dieses Mal erfolgte der kontrollierte Stromausfall über vier Stunden und zur Hauptbehandlungszeit. Das erste Fazit dieses erstmalig so langen Schwarztests ist durchweg positiv: alle mit Sicherheitsstrom versorgten Geräte und Maschinen haben im Wesentlichen funktioniert, unerwartete Störungen traten nicht auf.

„Unser Ziel dieses Schwarztests: für den Notfall zu lernen und wichtige Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich unsere technischen Anlagen über die Zeit verhalten.“, so Peter Koske, Geschäftsführer der Servicegesellschaft Ernst von Bergmann. „Wir konnten in den vier Stunden nicht nur wichtige Daten sammeln, sondern auch mögliche Probleme ermitteln. Diese reichen von einem nichtfunktionierenden Alarmknopf eines Behinderten-WCs, über den Bedarf weiterer Notstromsteckdosen für den Empfang der Notaufnahme bis hin zu einem Röntgengerät, welches fälschlicherweise nicht am Notstrom angeschlossen war. Diesen Themen gehen wir nun nach.“, so Peter Koske weiter.

Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer des Klinikums Ernst von Bergmann: „Dieser wichtige Schwarztest hat uns bestätigt, für einen eventuellen Notfall gut aufgestellt zu sein. Wir können unserer Verantwortung der Daseinsvorsorge auch bei akutem Energiemangel unmittelbar nachkommen. Wir sind dadurch für mehrere Tage unabhängig von einer zentralen Stromversorgung. Das ist ein wichtiges Signal der Sicherheit an die Bevölkerung.“, so Schmidt.

Notstromversorgung in Krankenhäusern
Um eine Versorgung auch während eines Stromausfalls weiterhin gewährleisten zu können, müssen Krankenhäuser über eine Sicherheitsstrom- bzw. Notstromversorgung verfügen. Solche Netzersatzanlagen müssen den Betrieb essentieller Systeme für zumindest 24 Stunden aufrechterhalten können. Bei der Notstromversorgung wird klinikintern festgelegt, welche Gebäudebereiche auch bei einem langanhaltenden Stromausfall funktionsfähig bleiben sollen. Dazu gehören z.B. OP-Bereiche, Intensivstationen, die Lüftungs- und Klimatechnik, Fahrstühle, Beleuchtung, aber ebenso die Brandschutzanlagen.

Die Netzersatzanlage des Klinikums Ernst von Bergmann besteht aus zwei 2.800 PS starken, 3 MW Dieselaggregaten, die auf dem Campus Potsdam stehen. Diese Netzersatzanlage wurde 1993 in Betrieb genommen und wird zweimal jährlich für ca 30min getestet. Jede Maschine kann mit einer absoluten Maximalbelastung von 1,5 MW laufen.

Der hauseigene Tank fasst 28.000 Liter Diesel. Pro Stunde verbraucht das Notstromaggregat 450 Liter Diesel. Allein während der vierstündigen Simulation wurden 1.800 Liter Diesel verbraucht. Die hierbei erzeugte und für den Weiterbetrieb des Klinikums benötigte Strommenge hätte für etwa 800 Haushalte gereicht. Über die enge Zusammenarbeit und Abstimmung innerhalb der Landeshauptstadt Potsdam wird die Zulieferung mit Dieselkraftstoff bei Bedarf sichergestellt.

Peter Koske: „Während des kontrollierten Stromausfalls haben wir überprüft, ob unsere beiden Notstromaggregate regelgerecht laufen und die Netzersatzanlage stabil läuft. Nicht minder wichtig war uns, wie sich einzelne Verbrauchsgeräte in der kritischen Infrastruktur, z.B. auf der Intensivstation oder der Notaufnahme, verhalten.“
Koske räumt ein: „Auch für die Nutzer – also unsere Mitarbeitenden - war der Schwarztest lehrreich. Welche der vielen Steckdosen muss für essentielle Geräte genutzt werden, da hier der Notstrom ankommt? Auf welche Geräte muss und kann ich während eines Blackouts verzichten? Wir fühlen uns nun noch besser auf den Ernstfall vorbereitet.“

Koske fügt hinzu: „Wir planen einen weiteren, kürzeren Test. Hier sollen vor allem die Punkte kontrolliert werden, die wir als Learning auf dem ersten Test bearbeitet hatten.“

Auch an der Klinik Ernst von Bergmann in Bad Belzig sowie in der Lausitz Klinik Forst finden regelmäßig Schwarztests statt, um auf den Ernstfall eines längeren Stromausfalls bestmöglich vorbereitet zu sein.

Stromausfall in Krankenhäusern
Ein längerer, flächendeckender Stromausfall kann schwerwiegende Folgen haben. Krankenhäuser trifft ein möglicher Stromausfall in besonderem Maße, da z.B. Intensivpatienten auf lebenserhaltende medizinische Systeme angewiesen sind. Daher ist besonders hier eine funktionierende Notstromversorgung unerlässlich. Auch kühlpflichtige Medikamente und Blutkonserven, der OP-Betrieb oder auch die Versorgung von Dialysepatient*innen mit der lebenswichtigen Blutwäsche ist ohne (Not-)Stromversorgung nicht möglich.

 

Informationen der Bundesnetzagentur zum Stromnetz und was z.B. unter einem Blackout oder Brownout zu verstehen ist, finden Sie auf der Seite der www.bundesnetzagentur.de 

Pressemitteilung 35|2022 Klinikum EvB probt den Blackout: Simulation bringt wichtige Erkenntnisse für den Ernstfall