Am 23. Februar 2022 kamen – pandemiebedingt noch im virtuellen Format – mehr als 70 Expertinnen und Experten aus 55 Fachgesellschaften und Arbeitsgemeinschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem Kick-off-Meeting der S3-Leitlinie „Supportive Therapie bei onkologischen Patientinnen und Patienten“ zusammen. Den erneuten Auftakt hierzu gaben die Koordinatorinnen der Leitlinie Frau Professorin Karin Jordan, Chefärztin der Klinik für Hämatologie Onkologie und Palliativmedizin am Klinikum EvB Potsdam, gemeinsam mit Frau Dr. Franziska Jahn, Klinik für Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Halle (Saale). Ergänzt wird diese langjährige und renommierte Zusammenarbeit beider durch Frau Dr. Camilla Leithold als Leitliniensekretariat und mit Frau Steffi Weiss als Projektassistentin.
Etwa eine halbe Millionen Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Krebs. Häufig ist die Behandlung mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Die Supportivtherapie in der Onkologie umfasst all die Maßnahmen, die diese akuten aber auch chronischen Nebenwirkungen auf ein Mindestmaß reduzieren. Gleichzeitig ermöglicht Supportivtherapie die Fortführung der medizinisch erforderlichen „Krebstherapie“, insbesondere auch mit Blick auf neue, innovative und intensive Behandlungsmethoden. Patientenindividuelle Bedürfnisse werden dabei maßgeblich berücksichtigt, wertvolle Lebensqualität während der Therapie erhalten oder gar gebessert.
Bereits 2016 präsentierte dazu Frau Professorin Dr. Karin Jordan, Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam, die mit nationalen Expertinnen und Experten seit 2013 erarbeitete nationale Querschnittsleitlinie „Supportive Therapie bei onkologischen Patienten“. Die Leitlinie ist Bestandteil des von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und der Deutschen Krebshilfe formulierten und geförderten Leitlinienprogramms Onkologie mit dem Ziel, wissenschaftlich begründete und gleichzeitig im Klinikalltag praktikable Leitlinien in der Onkologie zu schaffen.
Diese 2016 erstmalig entstandene S3-Leitlinie fokussierte zehn Kernthemen aus dem Bereich der Supportivtherapie onkologischer Erkrankungen. Gleichzeitig unterliegt insbesondere das Feld der Krebstherapien massiver Innovation und stetem Wandel. Zahlreiche neue Medikamente werden eingesetzt, die mit einem neuen Spektrum an Nebenwirkungen aufwarten.
Es bedarf nunmehr einer Aktualisierung der Leitlinie, die unter der Federführung der Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie (AGSMO), der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) steht.
Das Update der Leitlinie umfasst zum einen die Aktualisierung der in der vorherigen Fassung bereits bearbeiteten Schwerpunkte/Inhalte:
- Tumortherapie-induzierte Anämie
- Antiemese
- Granulopoetische Wachstumsfaktoren
- Hauttoxizitäten
- Schleimhauttoxizität
- Tumortherapie-induzierte Diarrhoe
- Periphere Neurotoxizität (PNP)
- Ossäre Komplikationen
- Paravasate
- Supportive Maßnahmen in der Radioonkologie
Der rasanten Entwicklung in der Onkologie geschuldet werden zukünftig – basierend auf einer Online-Befragung der Fachgesellschaften im Vorfeld – weitere supportivmedizinische Themen priorisiert/ergänzt:
- Autoimmune Erkrankungen als Nebenwirkungen (Nebenwirkungen von Checkpoint-inhibitoren)
- Kardiotoxizität
- Zentrale Neurotoxizität
- Radiogene Nebenwirkungen am Urogenitaltrakt
Mit der Aktualisierung der Leitlinienempfehlungen ebnen die Autorinnen und Autoren den Weg für eine unerlässliche deutschlandweite Standardisierung wichtiger Vorgehensweisen in der interdisziplinären Behandlung der Komplikationen der Krebstherapie.