Die Klinik für Geriatrie im Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam feiert Jubiläum: Vor 10 Jahren, am 02. Januar 2014, wurde die Klinik auf der Station K 2 mit 32 Betten eröffnet, um Patient*innen ab einem Alter von 70 Jahren medizinisch kompetent zu behandeln und gleichzeitig ihre Selbstständigkeit durch therapeutische Maßnahmen zu fördern und zu stabilisieren.
Dafür steht den Patient*innen ein multiprofessionelles Team zur Seite, welches neben speziell geriatrisch-geschulten Pflegekräften und Ärzt*innen insbesondere Mitarbeitende der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychologie, des Sozialdienstes, der Ernährungsberatung und der Seelsorge umfasst. Aktuell bietet die Klinik, die seit ihrer Gründung von Priv.-Doz. Dr. med. Romana Lenzen-Großimlinghaus geleitet wird, 56 Betten an. Seit dem 01. Januar 2024 arbeiten die Klinik für Geriatrie sowie die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Alterstraumatologischen Zentrum gemeinsam Hand-in-Hand, um multimorbide Patient*innen mit altersbedingten Frakturen, zum Beispiel Brüche von Oberschenkel, Oberarmkopf, Wirbelkörper oder Becken zu behandeln.
„Seit 10 Jahren kümmern wir uns mit viel Herz um die Genesung unserer Patientinnen und Patienten und machen Sie wieder fit fürs Leben. Nur die systematische Arbeit der verschiedenen Berufsgruppen, Hand-in-Hand, macht die Behandlung der älteren multimorbiden Menschen möglich“, resümiert Priv.-Doz. Dr. med. Romana Lenzen-Großimlinghaus, Chefärztin der Klinik für Geriatrie im Klinikum EvB in Potsdam.
Alterstraumatologisches Zentrum
Eine bedeutsame Erweiterung der Klinik für Geriatrie erfolgte am 01. Januar 2024 durch die Eröffnung des Alterstraumatologischen Zentrums. Durch die enge Zusammenarbeit der Klinik für Geriatrie und der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie auf einer gemeinsamen Station gelingt eine gleichzeitige chirurgische und geriatrische Versorgung der multimorbiden Patient*innen mit altersbedingten Frakturen, zum Beispiel Brüche von Oberschenkel, Oberarmkopf, Wirbelkörper oder Becken.
Prof. Dr. med. Gerrit Matthes, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie: „Häufige Verletzungen bei geriatrischen Patientinnen und Patienten sind gelenksnahe Knochenbrüche an Oberarm, Speiche und Oberschenkel. Die Altersfrakturen werden von Osteoporose begünstigt und gleichzeitig ihre Behandlung erschwert. Diese Patienten haben oft zahlreiche Vorerkrankungen und nehmen häufig mehrere, nicht selten auch gerinnungsbeeinflussende Medikamente ein. Knochenfestigkeit und Muskelmasse sind oft vermindert. Hinzu kommen häufig kognitive Defizite wie beispielsweise Demenz. Die operative Behandlung von Altersbrüchen erfordert deshalb spezielle, minimalinvasive Operationsverfahren und geeignete Implantate, die auch bei reduzierter Knochenqualität sicheren Halt bieten.“
„Ältere Menschen verlieren in Folge eines Unfalls oder Sturzes und der damit verbundenen Verletzung häufig ihre häusliche Selbständigkeit. Aufgrund akuter oder chronischer internistischer Begleiterkrankungen stellt uns deswegen die Behandlung älterer Patienten vor komplexe medizinische Anforderungen. Unser Alterstraumatologisches Zentrum ist speziell auf die Bedürfnisse dieser Patient*innen ausgerichtet mit dem Ziel, die Selbstständigkeit wie vor dem Unfall oder Sturz wiederherzustellen“, ergänzt Priv.-Doz. Dr. med. Romana Lenzen-Großimlinghaus.
Oberstes Ziel der Alterstraumatologie sind die Verbesserung des Ablaufs vor, während und nach der Operation, die Vermeidung von Komplikationen durch die Verletzung oder Begleiterkrankungen sowie die frühzeitige Mobilisation der Patient*innen, um eine baldige Rückkehr in das häusliche Umfeld zu ermöglichen. Verunfallte geriatrische Patient*innen werden direkt im Alterstraumatologischen Zentrum aufgenommen und kehren nach erfolgter Operation direkt auf die Station zurück, ohne „Umweg“ über eine chirurgische Station. Wechsel der Bezugspersonen im ärztlichen und pflegerischen Bereich sowie Verwirrtheitszustände (Delir) können dadurch verhindert werden.
Das Konzept der Alterstraumatologie hat sich in den letzten Jahren national und international sehr bewährt. Durch den Einsatz des geriatrischen multiprofessionellen Teams, insbesondere der Physio- und Ergotherapie, kann die Mobilisation und Unterstützung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens frühzeitig beginnen und übergangslos in die geriatrische Frührehabilitation münden. Diese optimal aufeinander abgestimmten Prozesse sorgen für eine bestmögliche Krankenhausbehandlung der älteren Patient*innen mit deutlicher Verminderung von Komplikationen.
Dr. med. Karin Hochbaum, Medizinische Geschäftsführerin des Klinikum Ernst von Bergmann: „Der demographische Wandel unserer Gesellschaft braucht diese Strukturen wie sie die Klinik für Geriatrie und das Alterstraumatologische Zentrum bieten zukünftig immer mehr. Uns ist besonders an der stetigen Verbesserung der Qualität der Behandlung gelegen. Wir richten unserer Strukturen und Abläufe deshalb auf die Patientenbedürfnisse aus“.
Umfassendes Bild der Behandlungsbedürftigkeit
Im Zentrum des stationären Aufenthaltes in der Klinik für Geriatrie steht die akute Erkrankung, die zur Aufnahme geführt hat. Neben internistischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen behandelt das multiprofessionelle Team überwiegend Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie Arthrose und Osteoporose, Erkrankungen des Nervensystems wie Schlaganfall oder Morbus Parkinson sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder chronische Niereninsuffizienz. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters weisen die Patient*innen eine Vielzahl an Krankheiten (Multimorbidität) und altersbedingten Funktionseinschränkungen auf, die mit einer erhöhten Gebrechlichkeit und einem Verlust an Selbständigkeit einhergehen.
Neben der akutmedizinischen Behandlung erhalten neue Patient*innen, die in der Klinik für Geriatrie aufgenommen werden, deshalb durch die verschiedenen Professionen in den ersten Tagen ihres stationären Aufenthaltes einen Check auf mögliche versteckte Schwächen. Dazu werden wissenschaftlich fundierte Screening-Instrumente angewendet. Routinemäßig werden die Sturzgefahr, die Selbsthilfefähigkeit, die Hirnleistung sowie Gefühlsauffälligkeiten abgeklärt. Darüber hinaus werden aber auch der Ernährungszustand, bestehende Schmerzen, ein mögliches Delir (Verwirrtheitszustand), das Vorliegen chronischer Wunden und das soziale Versorgungsnetz erfasst. So entsteht ein umfassendes Bild der Behandlungsbedürftigkeit der älteren Patient*innen.
Ein besonderer Behandlungsschwerpunkt der Klinik für Geriatrie liegt in der Versorgung von akuten Hauterkrankungen, wie blasenbildende Hauterkrankungen (bullöses Pemphigoid), und chronischen Wunden, wie ein diabetischer Fuß, ein Zustand nach frischer Amputation oder ein Dekubitus. Zur Versorgung dieser Wunden sind in der Klinik für Geriatrie seit 2017 eine Fachärztin für Dermatologie sowie speziell ausgebildete Wundmanagerinnen tätig.
Ein weiteres Behandlungsfeld ist die bedarfsgerechte Ernährung im Alter. Durch die differenzierte Erfassung des Ernährungs- und Kraftzustandes, sowie speziellen Laboranalysen werden individuelle Mangelzustände an Nährstoffen wie Vitaminen, Eiweiß und Energieträgern bei den älteren Patient*innen bei der Aufnahme in die Klinik festgestellt und während des stationären Aufenthaltes gezielt therapiert. Begleitet durch persönlich abgestimmte Physio- und Ergotherapie können damit die Gangsicherheit, die Koordination, die Balance und das Gleichgewicht unterstützt und besonders effektiv verbessert werden.
Eine häufige Ursache für die stationäre Krankenhausaufnahme eines älteren Menschen sind wiederholte Stürze. Gründe für diese Stürze sind mannigfaltig und können unter anderem in einem eingeschränkten Sehvermögen liegen. Ein unerkannter grauer oder grüner Star werden in der Klinik für Geriatrie systematisch durch das gerontooptometrische Screening, einer Kooperation mit der Klinik für Augenheilkunde des Klinikum EvB, erfasst und – falls nötig – behandelt.
Das Team der Klinik für Geriatrie ist speziell für die Behandlung von Patient*innen mit Demenzerkrankungen geschult. Auch bei diesen Patient*innen ist eine frühzeitige Mobilisation entscheidend für den positiven Verlauf der Akuterkrankung. Die Integration in den täglichen Stationsbetrieb mit kleinen alltäglichen Aufgaben oder kreativen Anregungen führt in vielen Fällen zu einer psychomotorischen Entspannung der Patient*innen, was sich wiederum positiv auf die Behandlung auswirken kann.