Das Klinikum Ernst von Bergmann erhält durch die Initiative chronische Wunde e.V. (ICW) das ICW Wundsiegel® als Medizinisches Wundzentrum und entwickelt das seit 2016 zertifizierte stationäre Wundmanagement damit weiter. Diese Neubildung und Zertifizierung des interdisziplinären und interprofessionellen Wundzentrums ist ein weiterer Baustein in unserer patientenzentrierten Versorgung.
Nachdem die Klinik für Plastische Chirurgie unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Ghods im Jahr 2016 das Wundsiegel Stationäres Wundmanagement nach ICW erhalten hat, konnte nun ein interdisziplinäres Wundzentrum mit fachübergreifender Zusammenarbeit für das gesamte Klinikum etabliert werden. Das Team rund um Dr. med. univ. Rick Bidassek, Klinik für Plastische Chirurgie, wurde stetig erweitert und nun erfolgreich zertifiziert.
„Die Voraussetzungen für die Bezeichnung als Medizinisches Wundzentrum nach ICW sind die Erfüllung von strukturellen und fachlichen Anforderungen, interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems. Die Anforderungen, die im Rahmen der Zertifizierung an die Wundzentren gestellt werden, tragen zur verbesserten Behandlung und Versorgung von chronischen und schwer heilenden Wunden in jeder Phase der Heilung bei.“
Dr. med. univ. Rick Bidassek, Leitung des Wundzentrums Ernst von Bergmann
Tendenz der Patient*innen mit chronischer Wunde steigt
In Deutschland leben aktuell rund 1,8 Millionen Menschen, die unter einer chronischen Wunde leiden, und diese Zahl steigt stetig an. Die zunehmend ältere Bevölkerung und die Anzahl anfälliger Patient*innen für chronische Wunden infolge von bestehenden Grunderkrankungen, wie Diabetes mellitus und Gefäßerkrankungen sind nur zwei Faktoren. Zu den chronischen Wunden zählen neben offenen Beinen, Dekubitus und dem Diabetischen Fußsyndrom alle Wunden, die trotz adäquater Behandlung nach acht Wochen nicht abgeheilt sind. Daraus resultierend entstehen erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität für die Patient*innen durch stark ausgeprägte Schmerzen, Geruchsentwicklung und Krankenhausaufenthalte. Schwere Verläufe mit Blutvergiftung oder der Notwendigkeit von Amputationen können darüber hinaus ebenfalls auftreten.
Die Behandlung von chronischen Wunden gewinnt deshalb immer mehr an Bedeutung. „Das Ulcus cruris, also das offene Bein, und das Diabetische Fußsyndrom haben als Ursache eine Störung des Wundheilungsprozesses durch mehrere Faktoren. Zudem rückt auch der Dekubitus, ein Hautschaden als Folge von anhaltendem Druck auf eine Hautstelle, immer mehr in den Fokus. Aus diesem Grund ist die Notwendigkeit der qualifizierten Behandlung mit Kausal- und Lokaltherapie in einem zertifizierten Wundzentrum so bedeutend“, betont Dr. med. univ. Bidassek.
Fokus auf fachübergreifender Zusammenarbeit
Neben den bereits zertifizierten Wundexpert*innen und Wundbeauftragten im Bereich der Pflege, zählen die Fachabteilungen der Plastischen Chirurgie, Angiologie, Diabetologie, Geriatrie, Gefäßchirurgie und Radiologie ebenfalls zum Wundzentrum.
In gemeinsamen Wundkonferenzen werden die einzelnen Behandlungsfälle ganzheitlich betrachtet, um individuelle und schonende Behandlungspläne zu entwickeln. Ein ganz entscheidender Vorteil für die Patient*innen ist die Erfahrung der einzelnen Fachbereiche, die im Wundzentrum zusammen arbeiten und sich ergänzen. Dadurch erhalten die Betroffenen einen Behandlungsplan, der aus mehreren Blickwinkeln betrachtet wurde und werden dennoch zentral an einem Ort behandelt.
Mit der Zertifizierung als Medizinisches Wundzentrum nach ICW zeigt das Klinikum Ernst von Bergmann erneut, dass die hohen Anforderungen der interdisziplinären Behandlung von Patient*innen mit chronischen Wunden in der täglichen Routine erfolgreich etabliert sind.