Im Juni 2022 wurde das Klinikum Ernst von Bergmann als „Interdisziplinäres Zentrum für Dialysezugänge“ zertifiziert und ist damit das erste Zentrum dieser Art im Land Brandenburg. Dr. med. Peter Adeberg ist Leiter des Shuntzentrums und hat gemeinsam mit den Kolleg*innen der Fachbereiche der Nephrologie, Gefäßchirurgie, Angiologie und Radiologie den Prozess initiiert und begleitet. Wir haben Dr. Adeberg zum Interview getroffen.

Dr. med. Peter Adeberg im Operationssaal

Dr. med. Peter Adeberg im Operationssaal

Erklärung Shunt

Herr Dr. Adeberg, was genau ist ein Shunt und weshalb ist dieser von großer Bedeutung?
Dr. Adeberg: In Deutschland sind etwa 100.000 Patient*innen mehrmals pro Woche auf eine Blutwäsche (Hämodialyse) angewiesen, um die Entgiftungsfunktion der Nieren zu unterstützen oder zu ersetzen. Für die Dialysebehandlung wird ein Gefäßzugang benötigt, also ein speziell dafür vorbereitetes Blutgefäß, der sogenannte „Shunt“ – englisch für Kurzschluss. Dieser stellt bis heute die zuverlässigste und effektivste Methode für den Anschluss an die Dialysemaschine dar.

Ein Shunt wird meistens am Arm angelegt und bei jeder Dialyse angestochen. Der Shunt ist somit die Lebensader für Patient*innen mit Nierenversagen; er lässt sich unter der Haut gut tasten und problemlos mit Kanülen punktieren.

Alternativen zum Shunt

Gibt es eine Alternative zum Shunt?
Dr. Adeberg: Sollte eine Verbindung aus eigenen Gefäßen nicht möglich sein, kann auch ein Shunt mit Kunststoffmaterial angelegt werden. Hier ist zu erwähnen, dass es auch andere Möglichkeiten zur Behandlung der Niereninsuffizienz gibt, ich denke hier an die Peritonealdialyse oder an die Nierentransplantation. Diese haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Nicht jeder Patient ist für die Peritonealdialyse geeignet. Die Knappheit an Spenderorgan für die Nierentransplantation muss ich eigentlich nicht erwähnen. So haben die meisten Patienten die transplantiert werden auch eine sehr lange Shunt – Vorgeschichte.

Kann jedem Dialysepatient*in ein Shunt gelegt werden?
Dr. Adeberg: Dies ist abhängig von der Wahl des Dialyseverfahrens durch den Nephrologen. Patienten, die für die Peritonealdialyse vorgesehen sind, benötigen zunächst keinen AV-Shunt für die Hämodialyse. Einen gewissen limitierenden Faktor stellt die Herzleistung dar. Salopp gesagt kann ein schwaches Herz gegen die Anlage eines AV Zugangs sprechen. Hierfür stehen andere Reserve – Verfahren für den Zugang zur Hämodialyse zur Verfügung. Letztlich ist jedoch fast jeder Patient, bis auf wenige Ausnahmen, für die Anlage eines AV Zugangs für die Dialyse geeignet.

Mehrwert durch Zertifizierung

Welchen Mehrwert bietet das Shuntzentrum den Betroffenen?
Dr. Adeberg: Die Zertifizierung kann man quasi als vertrauensbildende Maßnahme zwischen Patient und Arzt betrachten. Es wurde einem unabhängigen Gutachter belegt, dass eine ausreichende Expertise sowohl diagnostisch, operativ und interventionell vorhanden ist. Wir bieten unseren Patient*innen eine ganzheitliche Betreuung unter einem Dach an. Die räumliche Nähe zu allen beteiligten Fachbereichen ermöglicht Abstimmungen und Beratungen auf kurzem Wege. Davon profitieren nicht nur wir als Team, sondern eben auch unsere Patient*innen, die stets mit ihnen vertrauten Ansprechpartnern zu tun haben.

Zusammenarbeit im Team

Wie sieht die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Shuntzentrum aus?
Dr. Adeberg: Die Spezialisten der verschiedenen Fachrichtungen entscheiden bei wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Fallbesprechungen gemeinsam über die jeweils bestmögliche Behandlung. Dies kann eine Katheter Behandlung oder auch eine Operation sein. Die im Rahmen der Fallbesprechung getroffene Entscheidung wird dann individuell und konsequent umgesetzt.

Ihr Ansprechpartner

Oberarzt, Leitung Shuntzentrum
Dr. med. Peter Adeberg