Die Palliativstation der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin im Klinikum EvB in Potsdam feiert Jubiläum: Vor 15 Jahren, am 01. Dezember 2008, wurde die Station mit acht Betten eröffnet, um unheilbar erkrankte Patient*innen individuell, umsichtig und sicher zu versorgen. Ein umfangreich ausgebildetes und spezialisiertes Team aus Ärzt*innen, Pflegefachpersonen sowie Expert*innen, unter anderem aus den Bereichen Physiotherapie und Logopädie, Psychotherapie, Psychoonkologie, Seelsorge sowie Sozialdienst, bietet seit 15 Jahren eine kontinuierliche und umfassende Betreuung in einem wohnlichen Setting in entspannter und geschätzter Atmosphäre.
„Die Eröffnung der Palliativstation vor 15 Jahren schloss in der Landeshauptstadt Potsdam eine wichtige Lücke in der umfassenden Versorgung von unheilbar erkrankten Menschen und deren Angehörigen. Das bis heute bestehende medizinische Angebot gilt für Patientinnen und Patienten aus Potsdam und über die Stadtgrenzen hinaus“, sagt Prof. Dr. med. Karin Jordan, Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin im Klinikum EvB.
„Eine Palliativstation ist keine Sterbestation“, betont Ursula Knoblau, ärztliche Leiterin der Palliativstation. „Primäres Ziel aller Palliativstrukturen ist es, eine Betreuung zu Hause zu ermöglichen. Eine Palliativstation dient dabei als Rettungsnetz, wenn in einer akuten Krise die ambulante Versorgung überfordert oder aufgrund der Komplexität nicht möglich ist. Übernahmen von anderen Stationen erfolgen häufig zu einem Zeitpunkt, an dem kurative Therapieansätze beendet werden, um Patienten und Angehörige in der Bewältigung der palliativen Situation zu unterstützen. Die Aufnahme auf unsere Station mit ihrem besonderen Setting gibt Patien*innen und Angehörigen die Möglichkeit, Vertrautheit und Sicherheit zu entwickeln, unabhängig von der Art des aktuellen Problems.“
Sabrina Schulze, pflegerische Leitung der Palliativstation ergänzt: „Die stationäre Palliativstation ist eher ein Wegbegleiter – um eine Entscheidung zu finden, um noch Therapieoptionen auszuschöpfen, um sich mit der Endlichkeit auseinanderzusetzen und belastende Symptome zu lindern, um bei all der Schwere der Erkrankung die Lebensqualität zu erhalten oder sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen.“
Was ist Palliativmedizin?
Oberstes Ziel der Palliativmedizin ist die Steigerung der Lebensqualität in all ihren Facetten von schwer und unheilbar erkrankten Menschen. Entgegen der verbreiteten Annahme beschäftigt sich die Palliativmedizin nicht in erster Linie mit dem Sterben, sondern richtet ihren Fokus klar auf das Leben. Vom Begriff „Pallium“ (der Mantel) abgeleitet ermöglicht die Palliativmedizin einen Brückenschlag zwischen objektiver Erkrankung, Symptomlinderung und Stabilisierung, patientenindividueller persönlicher Neuausrichtung und Begleitung in diesem Prozess. Dabei bindet die Palliativmedizin nicht nur die Betroffenen ein, sondern nimmt auch deren An- und Zugehörige in den Blick. Durch die Arbeit im etablierten multiprofessionellen Team ist eine ganzheitliche und äußerst wertvolle patientenindividuelle Herangehensweise möglich.
Teil eines Netzwerks
Die Palliativstation des Klinikums EvB ist seit mehr als 15 Jahren in das Palliative Netzwerk Potsdam (PNP) integriert. Das Netzwerk vereint Pflegedienste, onkologisch tätige Ärzt*innen und Hausärzt*innen, stationäre und ambulante Hospizeinrichtungen, Palliativstationen, Krankenhäuser, Therapeut*innen, Apotheken und viele andere, die an der Versorgung Schwerstkranker und Sterbender in Potsdam und dem Umland beteiligt sind.
Seit der Gründung der Palliativstation im Jahr 2008 unterstützen ehrenamtliche Mitarbeitende des ambulanten Hospizdienstes Potsdam durch ihre wöchentliche Anwesenheit und ihr großes Engagement die Arbeit mit Schwerkranken und Sterbenden sowie deren An- und Zugehörige.
„Ich bin enorm stolz darauf, dass es unsere Station nun schon seit 15 Jahren im Klinikum EvB gibt“, sagt Sabrina Schulze, pflegerische Leitung der Palliativstation. „Wir tragen eine große Verantwortung und bringen Engagement für die Versorgung, Begleitung und Betreuung von unheilbar erkrankten Patientinnen und Patienten sowie deren Zu- und Angehörige mit. Unser gesamtes Team zeichnet sich durch hohe Empathie und fachliche Kompetenz aus und stellt sich täglich auf die individuellen Bedürfnisse und Bedarfe der zu Betreuenden ein.“
Die Palliativbewegung orientiert sich an den neuesten Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung. Sie ist deutlich fortschrittlicher und sehr viel umfassender als noch vor 15 Jahren, hat heute mehr Therapie- und Diagnostikmöglichkeiten zur Verfügung und bietet die Möglichkeit individuell abgestimmter Therapiepläne.
Hintergrundinformationen zur Palliativstation
Die Palliativstation bietet acht Betten. Die Ausstattung und Einrichtung sorgen für eine besondere eigene, schutzgebende und wohnliche Atmosphäre. Für Patient*innen und Angehörige wurde zudem ein gemütliches Wohnzimmer eingerichtet.
Der Ablauf auf Station bestimmt sich weitestgehend nach den Wünschen der Patient*innen. Sie werden in ihrer Selbstbestimmung und Selbständigkeit unterstützt und zugleich bestmöglich entlastet. Da schwerkranke Patient*innen für alles mehr Zeit brauchen, ist der Rhythmus einer Palliativstation ruhiger als auf einer Normalstation. Eine bedarfsgerechte und bedürfnisorientierte Pflege, ausführliche Gespräche und Visiten nehmen einen großen Raum ein. Die medizintechnische Diagnostik wird auf ein Minimum reduziert, intensivmedizinische Maßnahmen wie Dialyse und Beatmung werden in der Regel nicht durchgeführt. Zuweilen kann die Durchführung von palliativen Chemotherapien sinnvoll sein.
Pro Jahr werden auf der Palliativstation des Klinikums EvB zwischen 250 und 300 Patient*innen versorgt, von denen etwa die Hälfte in ein Hospiz oder nach Hause entlassen werden.
Die Palliativstation des Klinikums EvB in Potsdam wurde am 20. Oktober 2023 von der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (European Society for Medical Oncology, ESMO) als „Zentrum für ganzheitliche Onkologie und Palliativmedizin“ ausgezeichnet. Damit ist die Potsdamer Klinik nunmehr Teil des internationalen Verbundes von mehr als 250 akkreditierten Zentren in weltweit 56 Ländern und eines von 26 in Deutschland.