Patientengeschichte

Ein Fehltritt mit Folgen

Die Geschichte von Hans Fürstenberg (72 Jahre) klingt wie ein Beitrag aus der Fernsehserie „Notruf“, die während den 90er Jahren immer sonntags über die deutschen Bildschirme flimmerte. Es ist ein Samstag im Februar 2022, als der Rentner gemeinsam mit seinem Sohn in der Nähe von Bad Belzig in ein Stück Privatwald fährt. Gemeinsam wollen sie Bäume fällen.

Für Herrn Fürstenberg sind die Arbeiten im Wald nichts Besonderes; schon seit vielen Jahren unterstützt er seinen Sohn beim Holz hacken. Dieser sägt eine sogenannte Fallkerbe in den Baumstamm, um den Baum in eine vorgegebene Richtung kippen zu lassen.

Herr Fürstenberg drückt den Stamm zugleich in die gewünschte Fallrichtung. „Plötzlich bemerkte ich, dass der Baum nicht wie geplant kippt. Die Krone hatte sich in einem benachbarten Baum verkeilt und der Stamm schwang zurück.“ Dies passierte in einem so raschen Tempo, dass keine Zeit zum Ausweichen bleibt. Der Baumstamm trifft ihn am linken Knie. Der Rentner fällt durch die Wucht des Aufpralls umgehend zu Boden und realisiert bei einem ersten Blick auf sein Bein: „Da stimmt was nicht. Mein Bein sah total schief aus.“

Der Notarzt, alarmiert durch Herrn Fürstenbergs Sohn, trifft bereits wenige Minuten später im Wald ein und beginnt mit der Erstversorgung. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Herr Fürstenberg noch nichts von der Tragweite seiner Verletzung.

Ernüchternde Diagnose: Kniegelenksluxation

Im Krankenhaus angekommen steht die Diagnose schnell fest: Kniegelenksluxation. Darunter ist eine vollständige Ausrenkung des Kniegelenks zu verstehen. Zudem ist der komplexe Bandapparat des Kniegelenks gerissen. Kurzum: alle im Kniegelenk vorhandenen Bänder, also Kreuz-, Innen- und Außenbänder, sind durch den Aufprall gerissen wodurch das Knie seine Stabilität komplett verloren hat.

In manchen Fällen kann ein Bänderriss konservativ behandelt werden. Dabei wird das verletzte Knie einige Zeit in einer Schiene, der Orthese, ruhiggestellt, bevor mit einer Bewegungstherapie begonnen wird. Eine Operation ist vor allem in schweren Fällen von Bänderrissen am Knie notwendig – insbesondere auch dann, wenn noch weitere Strukturen im Knie verletzt sind. So auch im Fall von Herrn Fürstenberg. Im Rahmen der Therapie wurde das linke Kniegelenk umgehend eingerenkt, um gefährliche Begleitverletzungen wie eine Gefäßverletzung auszuschließen. Dann wurde versucht die Bänder des Kniegelenkes operativ mit Metallplättchen zu stabilisieren. Dies ist allerdings nicht gelungen, so dass das Kniegelenk von Herrn Fürstenberg instabil blieb.

Trotz vier Wochen stationärer und einer anschließenden ambulanten Rehabilitation, konnte Herr Fürstenberg weiterhin sehr schlecht laufen und wenn, nur unter Anlage einer von außen stabilisierenden Schiene (Orthese). „An Treppensteigen und Fahrradfahren war nach der Reha nicht zu denken“, erinnert sich Herr Fürstenberg. Als wären die Instabilität und die dadurch verlorene Mobilität nicht schon schlimm genug, sorgt die Fehlstellung des Kniegelenks und die völlig unkontrollierte Fehlbelastung zu einem Verlust von Knochensubstanz. Dies begünstigt wiederum die Instabilität des Gelenks. Ein Teufelskreis.

Erhoffte Heilung dank gekoppelter Prothese

Herr Fürstenberg ist verzweifelt und sucht eine Zweitmeinung und Rat bei Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Schröder am Potsdamer Klinikum EvB. Der Chefarzt der Klinik für Orthopädie empfiehlt nach eingehender Diagnostik ein künstliches Gelenk einzusetzen.

Portraitbild Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Schröder

„Der Fall von Herrn Fürstenberg und die Röntgenbilder waren sehr beeindruckend. Ein wesentlicher Grund weshalb wir uns für das künstliche Gelenk ausgesprochen haben war, dass Knorpel und Knochen im Knie mittlerweile destruiert – also zerstört – waren.“

Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Schröder, Chefarzt Klinik für Orthopädie

Herr Fürstenberg ist zu Beginn nicht begeistert: „Herr Dr. Schröder hat mit damals das Einsetzen einer Prothese ganz genau erklärt, da ich anfangs ein paar Zweifel gegenüber einem künstlichen Kniegelenk hatte. Doch ich wollte wieder Laufen, Gehen und Fahrradfahren. Somit habe ich auf die Empfehlung von Herrn Dr. Schröder vertraut und wurde nicht enttäuscht.“

„Aufgrund der defekten Außenbänder des Kniegelenkes wurde ein Prothesentyp verwendet, der die Funktion der Kollateralbänder mit übernimmt. Man spricht hierbei von einer gekoppelten Prothese. Dadurch erreicht das Kniegelenk unter entsprechender Belastung auch ohne funktionsfähige Bänder eine stabile und gut bewegliche Situation, “ erklärt Dr. Schröder. Nach der Operation ist die Freude von Herrn Fürstenberg beim Blick auf sein Bein groß: „Da war auf einmal ein gerades Bein. Das Knie stand vor der Operation so schief, ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder gerade laufen kann.“ Nach der Entlassung aus dem Klinikum EvB in Potsdam folgte eine stationäre Rehabilitation in Berlin mit anschließender Physiotherapie.

Endlich wieder schmerzfrei durchs Leben gehen

Im September 2023, knapp eineinhalb Jahre nach dem Unfall, ist es dann soweit: Herr Fürstenberg kann wieder schmerzfrei durchs Leben gehen. Mit dem künstlichen Kniegelenk sind Fahrradfahren und Treppensteigen keine Schwierigkeit mehr. Auf die Frage, ob er wieder seinen Sohn beim Holz hacken unterstützt, antwortet er lachend: „Ja, ich bin allerdings nur noch passiv mit dabei – ich übernehme die Handlanger-Aufgaben.“

Wir bedanken uns vielmals bei Herrn Fürstenberg für das angenehme Gespräch und vor allem für den Einblick in seine Geschichte. Wir wünschen weiterhin viel Lebensfreude und Gesundheit.

Ihr Ansprechpartner

Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Schröder
Chefarzt
Qualifikation: Facharzt für Orthopädie, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, ZB Chirotherapie, ZB Spezielle Unfallchirurgie, ZB Spezielle Orthopädische Chirurgie, Fachexperte Endoprothetik (ClarCert)