Jährlich erkranken rund 70.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs, der häufigsten Krebserkrankung bei Frauen. In seltenen Fällen kann Brustkrebs auch beim Mann auftreten. Der Brustkrebsmonat Oktober macht auf die Situation der Erkrankten aufmerksam und rückt Prävention, Früherkennung und Erforschung von Brustkrebs für einen Monat in den Fokus der Öffentlichkeit.
„Brustkrebs ist heute in den meisten Fällen heilbar. Entscheidend dafür ist jedoch, dass der Krebs frühzeitig erkannt und konsequent behandelt wird. Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen sind darum enorm wichtig“, sagt Prof. Dr. med. Dorothea Fischer, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiterin des Brustzentrums Potsdam des Klinikum Ernst von Bergmann.
Ausgezeichnete Behandlungsqualität kann Leben retten
Mit dem von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Onkologischen Zentrum und dem seit 2009 zertifizierten Brustkrebszentrum ist das Klinikum EvB in Potsdam eine wichtige Anlaufstelle zur Behandlung von Brustkrebs. Jährlich vertrauen etwa 350 Patientinnen mit neu diagnostiziertem Mammakarzinom auf die jahrzehntelange Expertise des Brustkrebszentrums und dessen modernste medizinische Standards. Bei der Früherkennung, Diagnostik und der Therapie bis hin zur langfristigen Nachsorge arbeitet hier ein interdisziplinäres Team aus Frauenheilkunde, Radioonkologie, Plastischer Chirurgie, Radiologie, medizinischer Onkologie, Nuklearmedizin und Pathologie eng zusammen und orientiert sich an den aktuell gültigen Leitlinien der Fachgesellschaften. Diese enge Zusammenarbeit kommt den Patientinnen direkt zugute, denn sie profitieren von der gesamten Expertise aller behandelnden Disziplinen. Zusätzlich haben Patientinnen die Möglichkeit, im Rahmen klinischer Studien von neuartigen Therapien zu profitieren. Gerade in den letzten Jahren wurden sehr effektive Medikamente entwickelt, die deutlich zu der besseren Prognose der Betroffenen beigetragen haben, gleichzeitig aber schonend eingesetzt werden.
„Brustkrebspatientinnen haben einen fast 25 Prozent höheren Überlebensvorteil bei Erstbehandlung in einem zertifizierten Zentrum“ – so das Ergebnis einer Potenzialanalyse des Bundesgesundheitsministeriums vom Juni 2023 (Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung). Eine zertifizierte Behandlung auf höchstem Niveau rettet Leben.
Teamarbeit bei Tumoroperation und Brustrekonstruktion
Etabliert hat sich die Interdisziplinarität besonders bei Tumorentfernungen der weiblichen Brust: Bei 70 Prozent der Betroffenen ist ein brusterhaltendes Vorgehen möglich. Muss das Brustgewebe jedoch teilweise oder ganz entfernt werden, bietet das KEvB alle Möglichkeiten der Brustrekonstruktion an – auch in gemeinsamen Operationen mit den Teams der Frauenklinik und der plastischen Chirurgie. „Damit möchten wir den Betroffenen helfen, die Sorge um den Verlust der weiblichen Körperform durch eine Tumoroperation zu verlieren“, so Priv.-Doz. Dr. med. Mojtaba Ghods, Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Mikrochirurgie. Es gibt neben dem Aufbau mit Prothesen verschiedene Methoden, die Brust mit Eigengewebe wieder aufzubauen. „Die Ergebnisse sind dank ausgefeilter Techniken sehr natürlich, was für die Frauen oft eine große Erleichterung ist“, ergänzt Dr. med. Jessica Fröhlich, Oberärztin für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Mikrochirurgie mit dem Schwerpunkt Rekonstruktive Brustchirurgie.
Atemgesteuerte, organschonende Bestrahlung
Die Strahlentherapie – auch Radiotherapie genannt – ist eine der am häufigsten eingesetzten Therapien bei Brustkrebs. Ziel der Strahlenbehandlung ist es, Tumorzellen oder kleinste Metastasen vollständig zu zerstören. Hierfür wird entweder nur die Brust bestrahlt oder auch die Region der jeweiligen Lymphknoten. Die Strahlentherapie arbeitet mit zielgenauen Röntgen- oder Elektronenstrahlen. Das Bestrahlungsgebiet wird dabei so eingegrenzt, dass umliegendes Gewebe möglichst nicht angegriffen wird. Bei jedem Atemzug verschieben sich die inneren Organe leicht, im Liegen noch einmal zusätzlich. Diesen Effekt nutzt man bei der Bestrahlung des linksseitigen Mammakarzinoms mit dem sogenannten Atem-Gating. „Durch tiefes Einatmen und Luftanhalten verlagern sich dadurch wichtige Bereiche von Herz und Lunge aus dem Bestrahlungsfeld, wodurch das Risiko für eine Schädigung der Organe deutlich gesenkt werden kann“, erklärt Prof. Dr. med. Stefan Höcht, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie des Klinikum EvB. „Wir können unseren Patientinnen meist eine Bestrahlung über nur drei Wochen ermöglichen, auch zu berufs- und familienfreundlichen Uhrzeiten.“
Im regelmäßigen Austausch mit Betroffenen
Einmal jährlich veranstalten das Brustkrebszentrum und das Gynäkologische Krebszentrum des Klinikum EvB einen Patientinnentag, diesmal am 07. Oktober 2023. Bereits zum 7. Mal sind Betroffene, Angehörige und Interessierte in das Konferenzzentrum Ernst von Bergmann eingeladen. Zwischen 14:00 und17:00 Uhr werden in kurzen Vorträgen in diesem Jahr das Nebenwirkungsmanagement bei antihormoneller Therapie, Psychoonkologie sowie Bewegung unter Chemotherapie im Vordergrund stehen.
Im Rahmen eines monatlich stattfindenden Patientinnen-Zirkels wird zum Austausch zwischen Patientinnen und Fachpersonal des Brustzentrums eingeladen. Gemeinsam blicken sie auf verschiedene Themen rund um eine Brustkrebserkrankung und ihre Behandlung. Es werden medizinische Fragen besprochen sowie Anregungen des Umgangs mit der Erkrankung aus verschiedenen Fachrichtungen gegeben. Der nächste Patientinnen-Zirkel findet am 25. Oktober 2023 zwischen 14:00 und 15:00 Uhr im Klinikum EvB statt.