Parkinson und Sport

Viele Betroffene mit Bewegungsstörungen wie Parkinson nehmen möglicherweise an, dass sie keinen Sport mehr machen können oder sollen. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall: Viele Studien konnten klare positive Effekte von Physiotherapie (Krankengymnastik) und anderen Sportarten als zusätzliche Maßnahme zu medikamentöser und neurochirurgischer Behandlung zeigen, sowohl auf motorische Symptome wie Gang und Balance, als auch auf die nicht-motorischen Beschwerden wie zum Beispiel Unruhe oder Depression. Die Patient*innen berichten außerdem häufig von einer Verbesserung der subjektiven Lebensqualität.

Parkinson und Sport
Physiotherapeut leitet zwei Patientinnen bei einer sportlichen Übung an.
Parkinson und Sport
Ansehen auf

Prof. Dr. med. Martin Südmeyer, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Klinische Neuropsychologie am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam, ein Physiotherapeut sowie Patientinnen erläutern die positiven Auswirkungen von sportlicher Aktivität auf Parkinson-Symptome.

Für die besten Resultate ist ein regelmäßiges Training mit einer Mischung von Kraft- und Ausdauersport mit häufigen Wiederholungen der einzelnen Übungen zu empfehlen. Gerade zu Beginn, aber unbedingt bei fortgeschrittener Erkrankung, sollte man sich professionell anleiten lassen, zum Beispiel durch einen Physio- oder Sporttherapeuten.

Neben der klassischen Physiotherapie (Krankengymnastik) kommen je nach Erkrankungsstadium und individuellen Gegebenheiten viele verschiedene Sportarten und -therapien in Frage.

Erkrankungsstadium nach Hoehn & Yahr Empfohlene Sportarten
Stadium I-II Hier sind alle Sportarten außer ggf. Hochgeschwindigkeitssportarten (z.B. Hochgeschwindigkeitsabfahrt beim Ski) geeignet.
Stadium III Auf Sport mit Sturzrisiko wie Tennis sollte ggf. verzichtet werden, es bieten sich aber Wandern, Golf, Tanzen (z.B. Tango), Radfahren, Kraftsport mit 50% Krafteinsatz und weitere an.
Stadium IV In Frage kommen (Ski-)Wandern auf ebenem Gelände, (Wasser-) Gymnastik, Laufband, u.U. Schwimmen und leichtes Krafttraining mit Theraband.
Stadium V Auch hier profitiert man zum Beispiel von Physiotherapie und passiver Mobilisation

 

Eine speziell für Menschen mit Parkinson entwickelte Methode stellt die LSVT®BIG-Therapie dar, ein intensiver physio- und ergotherapeutischer Therapieansatz mit Fokus auf die Vergrößerung der Bewegungsamplitude der/des Patienten/in, die krankheitsbedingt abnimmt. Die Therapie verläuft nach einem standardisierten Behandlungsplan, der individuell an die Ziele hinsichtlich der Grob- und Feinmotorik sowie an den Schweregrad der Erkrankung und die Bedürfnisse der/des Patienten/in angepasst ist. Weltweit bieten ca.10.000 zertifizierte LSVT®BIG-Therapeuten in 38 Ländern die Therapie an. Hier können Sie nach entsprechenden LSVT®BIG-Therapeuten in Ihrem Umfeld suchen.

Effekte

Allgemeine Effekte

Sport wirkt sich direkt positiv auf unser Gehirn aus:

  • Regt die Entstehung von mehr Synapsen an (Verknüpfung von Nervenzellen zum Informationsaustausch untereinander)
  • Wirkt anti-entzündlich
  • Verbessert die Durchblutung
  • Vermehrt die Ausschüttung von Botenstoffen

Krankheitsspezifische Effekte

Speziell bei Parkinsonsymptomen können folgende Verbesserungen auftreten:

  • Verbesserte Motorik und Gang (Gangmuster und -geschwindigkeit)
  • Verbessertes Gleichgewicht und Koordination
  • Bessere Rumpfaufrichtung und verbesserte Kraft
  • Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens
  • Verbesserte psychische Gesundheit und weniger Depressivität
  • Weniger Schmerzen
  • Höhere Lebensqualität
  • Verbesserte Lungenfunktion

In den letzten Jahren wird erfreulicherweise viel zum Thema Parkinson und Sport geforscht. So konnte ermittelt werden, welche Trainingsformen sich besonders auf welche Parkinson-Symptome auswirken:

Trainingsform Positive Auswirkungen bei Parkinson
Ausdauertraining Tremor
Bradykinese
Körperliche Fitness
Balance
Ganggeschwindigkeit
motorische Funktionen
Lebensqualität
Sturzrisiko
Krafttraining Muskelkraft
Balance
Funktionelle Mobilität
Lebensqualität
Balancetraining Mobilität
Schritthäufigkeit und -geschwindigkeit
Posturale Instabilität

 

Modifiziert nach: Bouça-Machado et al., 2020, Front. Neurol.

Das erfolgreichste Training ist letztendlich das, was man wirklich macht und langfristig beibehält. Probieren Sie daher verschiedene Angebote aus und wählen Sie eine Sportart, die Ihnen Spaß bereitet. Bei korrekter Durchführung ist Sport eine sichere Therapie ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Das können nur wenige Behandlungsmethoden von sich sagen.

Wenn wir Sie animieren konnten und Sie Lust auf mehr haben, sehen Sie sich gern unsere Übungsvideos an und machen Sie direkt mit!

Parkinson und Sport in unserer Klinik

Wir unterstützen Sie gern dabei! Für stationäre Aufenthalte bieten wir in unserer Klinik neben der allgemeinen Physiotherapie auch die LSVT®BIG-Therapie an. Zudem beteiligen wir uns an Informationstagen zum Thema Parkinson und Sport, wie beim diesjährigen Weltparkinsontag der Parkinson Stiftung oder arrangieren Sport-Aktionstage für unsere Patienten*innen, wie zuletzt im Fitness-Studio „Kurvenstar“ von Olympiasiegerin Katharina Witt.