Epidurale Rückenmarks- und Nervenstimulation, subkutane Feldstimulation

Die epidurale Rückenmarkstimulation (englisch spinal cord stimulationSCS) stellt seit geraumer Zeit eine etablierte Methode zur Behandlung chronischer Schmerzsyndrome dar. Ziel der Therapie ist es, Patienten mit einem chronischen Schmerzsyndrom, bei Versagen der konservativen Therapie (z.B. orale Schmerztherapie, Physiotherapie, physikalische Therapie) eine Therapiealternative anzubieten und hierdurch eine Schmerzreduktion und Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Die Behandlungsindikation kann gestellt werden beim chronischen Rücken- und/oder Beinschmerz, bei Zustand nach Wirbelsäulen-/Knie- und Hüftoperationen mit anhaltenden Rücken- bzw. Beinschmerzen sowie beim komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS I u. II), bei der peripher arteriellen Verschlusskrankheit, der schmerzhaften Polyneuropathie, chronischen Nackenschmerzen und der Angina pectoris.

Bereits 1967 erfolgte die erste erfolgreiche Anwendung der Rückenmarkhinterstrang Stimulation und 1972 wurde die Methode der epiduralen Rückenmarkstimulation in Deutschland eingeführt. Heutzutage erfolgt die Implantation von Stab- bzw. Plattenelektroden in minimalinvasiver Technik. Die Stimulationselektroden werden hierbei auf den Rückenmarkschlauch aufgelegt und über einen später voll implantierbaren Generator werden Stimulationsströme an die Hinterstränge des Rückenmark abgegeben. Ein der Wirkung zugrunde liegendes Erklärungsmodell basiert auf der sogenannten Gate-Control Theorie. Ebenfalls können durch spezielle Systeme auch einzelne Spinalnerven (englisch dorsal root ganglion stimulationDRG) separat angesteuert und stimuliert werden. Hierzu eignen sich besonders Patienten mit chronischen Schmerzen nach z.B. Leisten-, Hüft- und Knieoperationen.

Bei Vorliegen sehr lokalisierter Schmerzen im Versorgungsgebiet eines Hautnerven bieten sich direkte Stimulationsverfahren an (Periphere Nervenstimulation). Die subkutane Feldstimulation ermöglicht die stimulatorische Abdeckung begrenzter Hautareale, die über das Versorgungsgebiet eines einzelnen Hautnerven hinausgehen.


Eine ausführliche Beratung und Indikationsstellung sowie Nachkontrolle und Weiterbehandlung erfolgt über unsere Sprechstunde im MVZ Neurochirurgie. Auf Patient*innen kommen keine Kosten zu.

Hier ein Artikel zu diesem Thema aus unserem Zuweisermagazin.

Wie funktioniert die epidurale Rückenmarkstimulation?

Normaler Ruhezustand. Sogenannte Interneurone (gelbes "I") werden von Schmerzfasern und den übrigen Nervenfasern, welche z.B. Berührung oder Temperatur vermitteln, mit beeinflußt. Das "Tor" im Rückenmark, welches die Fortleitung von Schmerzsignalen an das Gehirn verhindert, ist im Ruhezustand verschlossen, weil die Interneurone stetig eine hemmende Wirkung auf dieses ausüben. Sie halten es also geschlossen.

Kommt es zu einer Aktivität der Schmerzfasern (blau), dann werden die Interneurone durch diese gleichzeitig gehemmt. Die Hemmung der hemmenden Wirkung der Interneurone auf das Tor führt dann zu einer automatischen Öffnung. Der Schmerzreiz kann durch dieses hindurch und bis zum Gehirn gelangen, wo er dann als Schmerz verarbeitet und bewußt wahrgenommen wird.

Stimuliert man gezielt die (grünen) Nervenfasern, so wirkt sich dieses stimulierend auf die Interneurone aus. Die hemmende Wirkung auf das Tor wirdt dadurch verstärkt und schließt das Tor wieder. Somit wird die Schmerzfortleitung auf dieser Ebene also verhindert.