In enger Zusammenarbeit mit dem Klinikum Westbrandenburg und dem Sozialpädiatrischen Zentrum behandeln wir Neugeborene und Kinder mit neurochirurgischen Erkrankungen. Hierzu zählen unter anderem angeborene Fehlbildungen von Gehirn, Hirnwassersystem (Hydrozephalus) und Rückenmark sowie die Behandlung einer spastischen Bewegungsstörung mit Implantation einer Baclofenpumpe. Es gehören aber auch akute Notfälle wie das Schädel-Hirn-Trauma zu unserem Behandlungsspektrum.

Krankheitsbilder

Hier einige ausgewählte Beispiele typischer pädiatrisch-neurochirurgischer Krankheitsbilder:

Beim Hydrozephalus (griechisch hydōr Wasser; kephalos Kopf) handelt es sich um eine vermehrte Ansammlung von Gehirnwasser (Liquor) im Kopf. Pro Tag werden im Inneren des Gehirns ca. 30 Milliliter Liquor gebildet, welcher durch mehrere Kammern (Ventrikel) fliessen muss, bevor er im Sinne eines Kreislaufs anschliessend in der Peripherie resorbiert werden.

Ist dieser Kreislauf gestört entweder durch eine mechanische Behinderung des Liquor-Abflusses (z.B. durch einen Tumor) oder durch eine verminderte Liquor-Resorption (z.B. nach einer Blutung oder einer Infektion im Kopf), kommt es zu einer Drucksteigerung im Kopf, weshalb ein alternativer Abfluss geschaffen werden muss. Es gibt noch ein weiteres Krankheitsbild, den sogenannten Normaldruckhydrozephalus. Hierbei ist - wie der Name schon verrät - der Druck im Kopf die meiste Zeit normal. Häufig sind die Patienten fortgeschrittenen Alters und entwickeln eins oder mehrere der folgenden Symptome: Gehstörungen, Vergesslichkeit, Inkontinenz. Oft stellen Neurologen die Diagnose mittels eines Liquorablassversuches, bei welchem probehalber Liquor über eine Nadel im Rücken abgelassen wird. Die oben genannten Symptome können sich nach der Operation teilweise gut zurückbilden.

Neurochirurgischerseits stehen prinzipiell zwei Optionen zur Behandlung des Hydrozephalus zur Verfügung: Der Shunt und die endoskopische Drittventrikulostomie. Die Auswahl des operativen Verfahrens hängt vom genauen Krankheitsbild ab.

Shunt

Dies ist ein Schlauch, welcher von den inneren Kammern des Gehirn unter der Haut in den Bauchraum (in selteneren Fällen auch in die Brusthöhle oder den Herzvorhof) gelegt wird. Ein mit eingebautes Ventil, welches auch nach der Operation individuell eingestellt werden kann, regelt die Abflussgeschwindigkeit. Viele Shuntsysteme verfügen auch über einen sogenannten Gravitationsassistenten, welcher dafür sorgt, daß sich der Liquorabfluß der Schwerkraft bei veränderten Körperpositionen anpasst.

Endoskopische Drittventrikulostomie

Hinter diesem langen Wort verbirgt sich ein elegantes Verfahren, bei welchem über ein kleines Loch eine Kamera (Endoskop) in die inneren Hirnkammern eingebracht wird, um in der Tiefe eine neue Abflussöffnung für den Liquor unter Sicht zu schaffen. Der große Vorteil ist, dass nach dieser Operation kein Fremdmaterial im Körper verbleibt und sich weitere Änderungen der Ventileinstellung erübrigen. Ob die endoskopische Drittventrikulostomie möglich ist, hängt wie gesagt vom Einzelfall ab. 

Arachnoidalzysten sind mit Nervenwasser (Liquor) gefüllte Räume im Gehirn oder Rückenmark, welche von Membranen der weichen Hirnhäute (Arachnoidea) umgeben sind. In den meisten Fällen bestehen sie schon seit Geburt – man bezeichnet diese als primäre  Arachnoidalzysten. Insgesamt sind diese Zysten gar nicht selten: 2-3 % der Kinder haben welche und wissen in den meisten Fällen nichts davon. Meist werden sie zufällig entdeckt und „wachsen sich aus“. Daher weisen auch nur etwa 1-2 % aller Erwachsenen Arachnoidalzysten auf. Seltener entstehen Arachnoidalzysten auch sekundär nach einem Trauma, Operation, Infektion oder einer Blutung im Gehirn.

In den wenigsten Fällen verursachen grössere Arachnoidalzysten Symptome, indem sie auf das Gehirn Druck ausüben. Dies kann zu neurologischen Störungen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel, Entwicklungs- verlangsamung (bei Kindern) und - in sehr selten Fällen – auch zu epileptischen Anfällen führen. Es gibt auch Arachnoidalzysten an den vom Rückenmark abgehenden Nervenwurzeln, welche Schmerzen auslösen können. Das Dilemma ist, dass viele dieser Symptome nicht spezifisch sind für Arachnoidalzysten. Am Beispiel Kopfschmerz kann dieses erläutert werden: Sehr viele Menschen leiden Kopfschmerzen. Davon haben einige Wenige auch Arachnoidalzysten, aber diese sind wiederum nur bei ganz Einzelnen für die Kopfschmerzen verantwortlich. Eine Behandlung der Arachnoidalzyste würde also die Kopfschmerzen nicht in allen Fällen verbessern. Daher ist die gute Selektion wirklich symptomatischer Arachnoidalzysten von grösster Bedeutung. Oftmals werden die Zysten zunächst beobachtet, um ggf. bei einer Grössenzunahme zu reagieren.

Zur bildgebenden Darstellung von Arachnoidalzysten eignet sich am besten die Magnetresonanztomographie (MRT). Meist werden die Zysten bei einer MRT-Untersuchung, welche aus ganz anderen Gründen erfolgt, nebenbei entdeckt.

Ziel der Behandlung einer symptomatischen Arachnoidalzysten ist die Verkleinerung der Zyste indem ihre umgebenden Membranen gefenstert werden, um so den Wieder-Abfluss des Liquors zu ermöglichen. Dies nennt sich Marsupialisation und kann endoskopisch oder mikrochirurgisch erfolgen. In manchen Fällen ist auch der Liquor-Abfluss über ein Shunt-System notwendig. 

Durch eine Verlegung von Anteilen des Kleinhirns (genauer der Kleinhirn-Tonsillen) in den Wirbelkanal können Kopfschmerzen und/oder neurologischen Beschwerden wie Missempfindungen, Lähmungen, und Gehstörungen, und in manchen Fällen auch Schluck– und Atemschwierigkeiten kommen. Gelegentlich liegt gleichzeitig ein Hydrozephalus vor. Die operative Behandlung besteht aus einer Erweiterung der hinteren Schädelgrube mit Einsatz einer künstlichen Hirnhaut (Duraplastik), um dem Kleinhirn wieder den benötigten Platz zu schaffen.

Hierbei handelt es sich um eine angeborene, komplexe Fehlbildung bei der Entwicklung der Wirbelsäule und/oder des Rückenmarks unterschiedlicher Schwere, welche oft eine interdisziplinäre Versorgung notwendig macht.

Die Implantation einer Medikamentenpumpe zur Infusion von Baclofen in den Rückenmarkskanal bietet einen Behandlungsansatz für Patient*innen mit einer spastischen Lähmung, bei denen die orale Medikation nicht ausreichend wirkt oder erhebliche Nebenwirkungen hat. In ca. 30 Prozent der Fälle bleibt die orale Baclofen-Therapie ohne einen ausreichenden Erfolg.

Das Prinzip der Pumpe besteht in der dauerhaften Abgabe des Medikaments Baclofen in den Liquor(Hirnwasser)raum des Wirbelkanal, unmittelbar an den Ort der Schädigung (Rückenmark, Gehirn). Dadurch wird nur ein Hundertstel bis Tausendstel der oralen Baclofen-Dosis für eine ausreichende Wirkung benötigt.

Hierfür wird in einer kurzen Operation in Vollnarkose ein dünner Silikonschlauch über eine Punktion in den Raum zwischen Rückenmarkshaut und Rückenmark geschoben (intrathekaler Katheter) und mit der Pumpe verbunden, die in das Unterhautfettgewebe, üblicherweise im Bauchbereich, eingesetzt wird. Diese besitzt ein Reservoir, das mit dem Medikament befüllt wird. Die Pumpe ist hochpräzise mit Fördermengen im Mikroliterbereich und kann mit einer Fernbedienung von außen programmiert und gesteuert werden. Die Befüllung der Pumpe erfolgt gewöhnlich durch behandelnde Neurolog*innen, Kinderärzt*innen oder Schmerztherapeut*innen.