Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Mikrochirurgie, Handchirurgie
Lipödem
Die Liposuktion hat sich während der letzten Jahre als Therapieoption beim Lipödems etabliert. Die Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie im Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam unter der Leitung von Chefarzt PD Dr. med. M. Ghods gilt als Pionier der Liposuktion zur Behandlung des Lipödems in der Gesellschaft der Plastisch, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgen (DGPRÄC). Er war Vorreiter und ist maßgeblich an der Weiterentwicklung der Methode beteiligt.
Chefarzt PD Dr. med. Ghods ist aktuell einer der meist gefragtesten Plastischen Chirurgen zum Thema Lipödem in Deutschland. Er betreut mehrere wissenschaftlichen Studien zum Thema Liposuktion bei Lipödem und referiert regelmäßig auf Kongressen und anderen medizinischen Veranstaltungen. Patientinnen aus ganz Deutschland sowie aus dem Ausland stellen sich an seiner renommierten Fachklinik für die operative Therapie des Lipödems zur Beratung und Behandlung vor.
Laut Gemeinsamer Bundesausschuss können Patientinnen, die an einem Lipödem im Stadium III leiden, ab 01.01.2020 unter bestimmten Bedingungen mit einer Liposuktion zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung behandelt werden. Der Einschluss der Methode ist zunächst bis zum 31. Dezember 2024 befristet, da bis zu diesem Zeitpunkt die Ergebnisse der vom G-BA in die Wege geleiteten Erprobungsstudie zur Liposuktion bei Lipödem erwartet werden. Sobald die Studienergebnisse vorliegen, wird der G-BA abschließend zur Methode für alle Stadien der Erkrankung entscheiden.
Behandlung Lipödem
Beim Lipödem handelt es sich um eine atypische, symmetrische Fettgewebsverteilungsstörung, die hauptsächlich die Extremitäten betrifft und ausschließlich bei Frauen auftritt, besonders in Phasen der hormonellen Veränderung, wie der Pubertät, der Schwangerschaft oder der Menopause. Auch eine Gewichtszunahme und eine genetische Disposition werden diskutiert.
Typisch für das Lipödem sind Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Berührungsschmerz und eine Neigung zu Hämatomen. Man erklärt sich Beschwerden durch eine zunehmende Schwellung der Extremitäten, bedingt durch Flüssigkeitseinlagerungen aus dem Gefäßsystem.
Bei Versuchen Gewicht abzunehmen kommt es zur weiteren Volumenreduktion am meist wohlproportionierten Körperstamm, nicht jedoch an den Armen und Beinen.
Es werden 3 Stadien unterschieden:
Stadium 1: glatte Haut, feinknotiges Gewebe
Stadium 2: unebene Haut, grobknotiges Gewebe
Stadium 3: deformierte Haut, groblappiges Gewebe
Das Lipödem wird aktuell zunächst konservativ mit Kompressionsbestrumpfung und manueller Lymphdrainage behandelt. Vor großer Bedeutung ist ebenso die psychologische Unterstützung der Patientinnen. Erzielt man mit diesen Maßnahmen keine Besserung, kann eine stationäre komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) mit einem spezifischen Ernährungs- und Bewegungsplänen erfolgen. Bei der konservativen Therapie ist allerdings zu beachten, dass es sich lediglich um eine symptomatische Behandlung handelt.
Kommt es trotz konservativer Therapie (für mindestens 6 Monaten) zu keiner Linderung der Schmerzen und Beschwerden, stellt die Liposuktion eine geeignete Behandlungsmaßnahme dar.
Durch die Liposuktion wird die Beseitigung oder zumindest die drastische Verminderung des krankhaft vermehrten, überschüssigen Körperfettes an den betroffenen Körperstellen angestrebt. Durch die Volumenreduktion sinkt der Druck in den Extremitäten und die Beschwerden der Patientinnen werden deutlich gebessert und der Lymphabfluss ebenfalls deutlich entlastet.
Für beste Ergebnisse sollte für mindestens 2 Wochen vor der Operation auf Alkohol und Nikotin verzichtet werden. Medikamente, die die Blutgerinnung beeinflussen müssen, wenn möglich abgesetzt oder umgestellt werden. Entzündungen der Haut können vor der Operation abgeheilt sein. Bei bekannten, operationspflichtigen Krampfadern sollten diese vor der Liposuktion saniert werden. Weitere wichtige Punkte sind:
- unterstützende Substitution Eisen/B6/B12 – rezeptfrei in der Apotheke
- intensivierte Lymphdrainage 6 Wochen präoperativ zur maximalen Ödemreduktion, nach Möglichkeit die letzten 7 Tage vor OP täglich
- 6 Wochen präoperativ konsequentes Tragen der Kompressionswäsche mit Fußeinschluss
- forcierte Diätversuche vermeiden, Gewicht halten
- Anruf am Vortag der OP bezüglich Zeitplanung
- Regelung Arbeitsunfähigkeit über Krankschreibung Hausarzt oder Urlaub für mind. 14 Tage
Der Eingriff wird aufgrund der großen Absaugmengen in der Regel stationär unter Vollnarkose durchgeführt. Dabei muss mit einem Klinikaufenthalt von 2-4 Tagen gerechnet werden. Die Operationsdauer beträgt etwa 2 Stunden. In der Regel werden zunächst Ober- und Unterschenkel streckseitig, in zweiter Sitzung die Rückseite der Beine abgesaugt. Bei einer dritten Operation können die Arme oder erneut die Vorderseiten der Beine behandelt werden.
Die medizinisch indizierte Fettabsaugung beim Lipödem unterscheidet sich grundlegend von einer Fettabsaugung aus rein ästhetischen Gründen. Bei der Lipödem-Liposuktion muss soviel krankhaftes Fettgewebe wie möglich entfernt werden, um die Beschwerden zu verbessern und sekundäre Veränderungen zu vermeiden. Für das bestmögliche Ergebnis wird die gesamte Extremität, vom oberen Sprunggelenk bis zur Hüfte bzw. von der Handgelenk-Beugefalte bis zum Schultergelenk abgesaugt.
Zwei Methoden haben sich bis heute bei der operativen Behandlung bewährt:
1. die vibrationsassistierte Liposuktion
2. die wasserstrahlassistierte Liposuktion.
Bei beiden Methoden wird nach präoperativer Anzeichnung im Stehen zunächst das abzusaugende Unterhautfettgewebe mit einer Kochsalzmischung unterspritzt, welche die Ablösung des zwischen den Bindegewebsstrukturen befindliche, locker liegende Fettgewebes bedingt. Durch die sogenannte Tumeszenz-Liposuktion werden die umliegenden Gewebeschichten sowie von Nerven, Lymphbahnen und Gefäßen weitgehend geschont.
Die flachgestrickten Kompressionsstrümpfe müssen für die ersten 6 Wochen tagsüber und nachts getragen werden, dann nach Bedarf. Die Schwellungen und Blutergüsse klingen innerhalb dieser Zeit ab. Weitere wichtige Punkte sind:
- frühestmögliche Mobilisierung, abhängig vom Kreislauf direkt am OP-Tag
- Duschen mit klarem Wasser ab sofort, keine Seife
- ab Fadenzug Hautpflege und Narbenpflege
- medikamentöse Thromboseprophylaxe bis zur ausreichenden Eigenmobilisation
- nach Möglichkeit tägliche Lymphdrainage über die ersten 7 Tage, anschließend regulärer Rhythmus (2 – 3 x pro Woche)
- 2 Stunden vor der Lymphdrainage empfehlen wir am Anfang eine Schmerztablette zu nehmen
- topische Externa zur Schwellungs-/Hämatomreduktion (Arnika-Salbe, Heparin-Salbe etc.)
- Anpassung der Kalorienzufuhr an das reduzierte Körpergewicht
- Beginn leichter Sport (z.B. Schwimmen, Fahrrad fahren) ab Fadenzug, Kontaktsportarten und Sauna in der Regel ab der 4. Woche
- Abstand zum Folgeeingriff mindestens 3 Monate
- neue flachgestrickte Kompressionsmieder erst nach letzter Liposuktion oder nach individuellem Bedarf
Die meisten Lipödem-Patientinnen müssen mit drei bis vier operativen Eingriffen rechnen. Zwischen den Eingriffen sollten mindestens 3 Monate liegen. Je nach Befund werden bei jeder Absaugung zwischen
vier bis zehn Liter abgesaugt. Das maximale Fettvolumen, das pro Sitzung entfernt werden kann, beträgt 8 % des Körpergewichtes in Litern. Korrekturopertionen oder Straffungen können im Verlauf notwendig werden. Wir beraten sie gerne.
Kostenübernahme
Unter bestimmten Voraussetzungen wird eine Fettabsaugung bei Lipödem von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Für die Patientinnen, die die Voraussetzungen nicht erfüllen, bieten wir die Liposuktion auch als Selbstzahleroperation an. Bei Fragen bezüglich Kostenübernahme stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.