Kavernome

Bei einem Kavernom handelt es sich um eine Art angeborenen Blutschwamm im Gehirn oder Rückenmark. In seltenen Fällen kommt eine familiäre Häufung vor.

Nicht selten werden Kavernome (wenn sie nicht einfach zufällig entdeckt werden) durch einen epileptischen Anfalls auffällig. Dies liegt daran, dass Kavernome durch kleine Sickerblutungen das umgebende Hirngewebe verändern können. Selten kann es auch zu einer akuten Blutung kommen. Das Blutungsrisiko ist niedrig und wird mit etwa 0.25–3.1 % pro Jahr beziffert. Vor allem asymptomatische Kavernome erfordern i.d.R. keine Behandlungsmassnahmen. Ansonsten wird die Therapieentscheidung (also eine Operation) in Zusammenschau der Lokalisation im Gehirn und der Art und Häufigkeit der Symptome i.S. einer vernünftigen Nutzen-Risiko-Abwägung gemeinsam mit dem Patienten gefällt.

Die Operation erfolgt in Allgemeinanästhesie über die Eröffnung des Schädelknochens unter dem Operationsmikroskop oft unter Hinzuziehung der Neuronavigation und des intraoperativen Neuromonitorings. Postoperativ werden die Patienten für mindestens eine Nacht auf der Intensivstation überwacht.

Arteriovenöse Malformationen (AVM)

Arteriovenöse Malformationen (AVM) sind angeborene Anomalien des Gefäßsystems, die aus knäuelartig zusammen liegenden, veränderten Blutgefäßen bestehen. Genauer handelt es sich bei dem Gefäßknäuel um eine Kurzschlussverbindung, durch die Blut direkt aus dem arteriellen Blutkreislauf (Schlagader mit hohem Druck) in den venösen Niederdruck-Kreislauf fließt. Aufgrund des daraus resultierenden schnellen Blutflusses und hohen Druckes im Gefäßknäuel sind die Blutgefäße innerhalb der AVM einer erhöhten Belastung ausgesetzt. Daraus resultiert ein Ruptur- und Blutungsrisiko von etwa 2 % pro Jahr im Durchschnitt aller arteriovenösen Malformationen. AVM werden in 50 % der Fälle durch eine Hirnblutung symptomatisch. Andere Symptome können epileptische Anfälle und Kopfschmerzen sein. Bei einer Reihe von Patienten werden AVM aber auch einfach zufällig in einer MRT-Untersuchung gefunden.

Ob und wie man eine AVM behandeln sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das sind z.B. das Patientenalter, individuelle Risikofaktoren sowie Charakteristika der AVM (Größe, Lage, und Blutströmung durch die AVM). 

Das Behandlungsziel ist die vollständige Ausschaltung der AVM aus dem Kreislauf. Hierfür kommen die mikrochirurgischen Operationen mit und ohne vorherige  neuroradiologisch durchgeführte Katheter-Embolisation  oder die sogenannte Radiochirurgie (hoch präzise Bestrahlung) zum Einsatz.

Das geeignete  Behandlungsverfahren wird interdisziplinär individuell ausgewählt. Wir bieten Ihnen gern zunächst eine  individuelle Beratung in unserer Sprechstunde im MVZ für Neurochirurgie

Extra- intrakranieller Bypass, synonym: STA-MCA-Bypass, extra-intrakranielle Mikroanastomose

Intrakranielle Bypass-Operation

Indikation:

Verschlüsse der inneren Carotisarterie (Halsschlagader zum Gehirn), die immer wieder zu kleinen Schlaganfällen führen. Diese treten typischerweise auf, wenn der Blutdruck absinkt (beim Aufstehen, nach großen Mahlzeiten etc)

Die Verschlüsse sind meist Folge einer Arterienverkalkung, selten auch anderer Ursachen (Moyamoya, Dissektion).

Vorbereitung:

Es ist sehr wichtig, aus der Vielzahl der möglichen Schlaganfallformen (z.B. Vorhofflimmern, z.B. diverse  Gefäßverengungen) diejenige Form heraus zu filtern, bei der diese Operation sinnvoll ist. Dies geschieht nach der genauen klinischen Beurteilung zusätzlich mittels CT, MRT, Angiographie und einer nuklearmedizinischen Untersuchung. Es handelt sich um wenige Fälle aus der Gesamtheit der Schlaganfallpatienten. Bei den anderen Patienten hat die Bypassanlage in vergangenen Studien keinen klinischen Effekt gezeigt. Insofern ist auch eine intensive Abstimmung mit den behandelnden Neurologen vor dem Eingriff unbedingt erforderlich.

Durchführung:

Der Kern der Operation ist die Umleitung der äußeren, an der Schläfe meist gut tastbaren Schlagader (Arteria temporalis superficialis STA) ins Schädelinnere, auf einen Ast der Mittleren Hirnarterie (Arteria cerebri media MCA). Die Ankopplung geschieht unter dem Mikroskop mit feinsten Nähten End-zu seit. Die Öffnung des Schädels (Trepanation) ist ca 4cm groß und wird am Ende des Eingriffes wieder verschlossen, mit einer kleinen Lücke zum Durchtritt des Bypassgefäßes.

Meist vergrößert und verdickt sich dieses Bypassgefäß im Verlauf und es kann mehr Blut zur Versorgung des Gehirns in das Schädelinnere gelangen. Ziel des Eingriffs ist der Schutz vor späteren Schlaganfällen. Die Einnahme Blut verdünnender Medikamente wird meist zusätzlich fortgesetzt.

Therapierefraktäre Trigeminusneuralgie, Hemispasmus facialis oder Glossopharyngeusneuralgie

Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta

Trigeminus-Neuralgie

Bei diesen heftigen attacken-artigen Gesichtsschmerzen stehen nach ausgeschöpfter medikamentöser Therapie folgende invasiven Behandlungsoptionen zur Verfügung:

1) Perkutane Radiofrequenzablation/Glycerol-Injektion, welche Schmerzfreiheit für 1.5-2 Jahre für die Hälfte der Patienten im statistischen Mittel bringt. Die Risiken sind Taubheitsgefühl im Gesicht (20%), anästhesia dolorosa (0.5 %), Augenschädigung bei Sensitivitätsverlust der Kornea, Kaumuskelschwäche (4%) und sehr selten Meningitis (1%).

2) Gamma-Knife, dessen Behandlungseffekt sich erst mit einiger Verzögerung einstellt und eine etwas eingeschränktere Effizienz hat als die Operation (siehe unten). Auch diese Methode ist nicht Nebenwirkungs-frei. Es ist zu beachten, daß sich eine etwaige Operation nach bereits erfolgter Gamma-Knife-Behandlung sehr viel schwieriger gestaltet.

3) Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta, bei welcher über einen kleinen Zugang hinter dem Ohr die mit dem N. trigeminus im Konflikt stehenden Blutgefäße mobilisiert und mit einer Teflon-Watte abgepolstert werden. Hier finden Sie ein Video zu dieser Operation. Mehr als 90% der Patienten sind sofort schmerzfrei. Das Rezidiv-Risiko beträgt etwa 4%/Jahr. Statistisch gesehen sind nach 5-10 Jahren noch 80% der operierten Patienten schmerzfrei. Das Outcome hängt stark davon ab, ob die vaskulären Konflikte durch Arterien oder Venen bedingt sind. Die Risiken sind Gesichtstaubheit oder -schwäche, Hörprobleme, Doppelbilder, Schluckstörungen (2-4 %), welche passager oder bleibend sein können. Zudem kann es zu Nervenwasseraustritt (5 %) sowie zu einer Infektion (1-2%) kommen. Das Risiko für einen Infarkt des Hirnstamms oder des Kleinhirns mit vorübergehenden oder bleibenden Schäden beziffert sich auf 0.5%. Das Risiko für permanentes Koma/Tod 0.1%. Es gibt auch die interne Neurolyse falls intraoperativ kein Gefäß-Nerven Konflikt gefunden werden sollte, oder falls die Schmerzen in der Zukunft wieder zurückkommen sollten (salvage surgery). Als letztes Mittel der Wahl kann man den Nerven (bzw. 2/3 davon) mit einer Mikroschere durchtrennen, dies nennt sich Rhizotomie. Hier finden Sie ein Video zu dieser Operation.

Auch hier finden Sie mehr Informationen zu diesem Thema.

Dieselben Behandlungsmöglichkeiten bis auf die perkutane Radiofrequenzablation/Glycerol-Injektion sind für die Krankheitsbilder Hemispasmus facialis und Glossopharyngeusneuralgie anwendbar.